In einer Zeitspanne von kaum fünf Jahren hat Lucy Kruger bereits als Teil des Duos MEDICINE BOY erstaunlich viel veröffentlicht, unter anderem auf dem hervorragenden Neo-Psych-Label Fuzz Club. Die kreative, musikalische Liaison mit André Leo ist seit 2019 Geschichte. Die düstere Stimmung, der Hang zur Langsamkeit, zu noisig-psychedelischem Dreampop ist hingegen auch LUCY KRUGER AND THE LOST BOYS zu eigen – allerdings ohne den Grunge-Vibe aus ihrer vorherigen Band zu übertragen. Vielmehr dienen das einfach gehaltene Schlagzeugspiel und viele akustische Gitarrenspuren als Lautstärkedimmer, die ihrer Stimme und ihrer lyrischen Kraft mehr Raum zur Entfaltung geben und die Musik weiter in Folk-Gefilde führen. „Transit Tapes (For Women Who Move Furniture Around)“ ist der mittlere Teil einer Trilogie, der mit „Sleeping Tapes For Some Girls“ begonnen hat und mit „Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts)“ in diesem Jahr sein Ende findet. Textlich gelingt Kruger, umgarnt von leiser Psychedelia und Anleihen aus dem Slowcore, eine Tiefe, die die brillante Uneigentlichkeit von SHIELD PATTERNS erreicht, und entwickelt sich eine anmutige Ernsthaftigkeit, die auch von Sophie Hunger in poetische Worte gefasst wird. LUCY KRUGER AND THE LOST BOYS ist ein weiteres nachdenkliches, vielschichtiges Album gelungen, das ein Gefühl von Spannung und von Verlorenheit gleichermaßen hervorscheinen lässt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Henrik Beeke