Torsun Burkhardt erklärte nach der Auflösung von EGOTRONIC, dass er sich musikalisch vom Punk emanzipieren wolle. Mit den STEREOTRONICS ist ihm, Sina Synapse und Christian Schilgen dies zum Glück nur bedingt gelungen. Ich gebe offen zu, dass ich nicht der größte Elektro-Pop-Fan bin, aber der Wirkung der „Songs To Discuss In Therapy“ kann und will ich mich nicht entziehen. TORSUN & THE STEREOTRONICS spielen zum Teil punkigen elektronischen Powerpop ohne überkomplexe technische Extravaganzen, mit intimem Tiefgang und politischer Attitüde in Hit- und Ohrwurm-Qualität. Dem Trio ist ein ebenso bezauberndes wie beklemmendes Album gelungen. Die zwölf häufig im Duett vorgetragenen Stücke setzen sich „mit dem Unbehagen über die Ein- und Zu-Richtung dieser Welt sowie dem eigenen Umgang damit“ auseinander, erklärt Torsun in den Linernotes. Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Albumtitel ist Programm. Das Werk ist textlich wie musikalisch eine konsequente Weiterentwicklung des vielfältigen künstlerischen Wirkens Burkhardts. Wer sich beeilt, bekommt sogar seinen persönliche Therapiesitzung von der Band geschenkt und erhält eine individuelle Version des Titelsongs zugeschickt. Sehr nicer Move. Wie das funktioniert, steht in der Packungsbeilage der LP. Alles wird gut, also vielleicht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Salvador Oberhaus