Sich den Kultfilmen der Pubertät zuzuwenden, wird meist von einem gewissen Unwohlsein begleitet, denn wer möchte schon, dass sich diese als nostalgisches, inzwischen nicht mehr akzeptables Trugbild entpuppen, wo man sich die Frage stellen muss, in was für einem Gemütszustand man so was mal gut gefunden hat. Vor allem, wenn es um eine bestimmte Form von Humor geht, für die das Team Jim Abrahams und David und Jerry Zucker in den Achtzigern mal prägend war. Dieses Trio war das erste Mal 1977 zusammen mit John Landis bei „Kentucky Fried Movie“ in Erscheinung getreten und konnte seinen typischen Parodie-Stil dann 1980 mit „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ („Airplane!“) perfektionieren und der Fernsehserie „Die nackte Pistole“ („Police Squad!“) von 1982, dem Vorläufer der drei „Die nackte Kanone“-Filme. Nachdem Abrahams und die Zucker-Brüder gängige Katastrophenfilme und Krimiserien genüßlich durch den Kakao gezogen hatten, folgte mit „Top Secret!“ ihre Parodie auf Spionage- und Kriegsfilme, in der sie jede Menge „Kalter Krieg“-Klischees veralberten. Darin soll der amerikanische Rock’n’Roll-Sänger Nick Rivers (Val Kilmer in seiner ersten Rolle als Aushilfs-Elvis) bei einem Kulturfestival in der DDR auftreten, das aber nur als Deckmantel dient, während mit Hilfe eines entführten Wissenschaftlers eifrig an einer Superwaffe gebaut wird, um die BRD zu erobern, wodurch aus dem Rockstar ein Widerstandskämpfer wird. „Top Secret!“ erschien erstaunlicherweise erst jetzt das erste Mal auf Blu-ray, die Qualität ist gut, Bonusmaterial gibt es keins. So amüsant die deutsche Synchronfassung sein mag, man sollte den Film, der für mich über die Jahre wenig an Reiz eingebüsst hat, auch mal im Original gesehen haben, denn es handelt sich dabei zu ca. 50 Prozent um einen komplett anderen Film, was die Dialoge angeht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Thomas Kerpen