WHY BE SOMETHING THAT YOU’RE NOT

Tony Rettman

Detroit wird in der allgemeinen Wahrnehmung in Sachen Musik mit Motown, mit Soul, R&B und seit den Neunzigern auch mit den Ursprüngen von Techno in Verbindung gebracht. Und mit MC5, den „Motorcity Five“, sowie den STOOGES, die im nicht weit entfernten Ann Arbor ihren Ursprung hatten.

Aber auch Punkrock und Hardcore fanden hier statt, stammen doch Bands wie NECROS und NEGATIVE APPROACH von hier, und THE FIX, CRUCIFUCKS (die einstige Band von Steve Shelley von SONIC YOUTH), MEATMEN, das Touch & Go-Fanzine (und später das Label) zumindest aus dem Umland.

Die Region der Großen Seen insgesamt war also, obwohl weit entfernt von den Kulturmetropolen New York, San Francisco und Los Angeles, mit Städten wie Cleveland, Chicago, Lansing, Ann Arbor und eben Detroit alles andere als provinziell in Sachen Punk und Hardcore.

Es sei „a place [...] the movie American Hardcore forgot about“, schreibt Tesco Vee im Vorwort zu Tony Rettmans Buch, in dem der versucht, die Bedeutung jener Szene, jener Region für die Entwicklung des frühen US-Hardcore ins Scheinwerferlicht zu rücken.

Dafür interviewte er John Brannon und Rob McCullough von NEGATIVE APPROACH, Barry Henssler und Todd Swalla von NECROS, Mik Hudson von den PAGANS, Ian MacKaye (der sich mit MINOR THREAT auch in dieser Gegend herumtrieb), Steve Miller von THE FIX, Tesco Vee (MEATMEN, Touch & Go), Steve Shelley und noch viele andere, die aus erster Hand ihre Wahrnehmungen schildern.

Im Gegensatz etwa zu „American Hardcore“ ist „Why Be Something That You’re Not“ weniger analytisch und interpretierend, sondern eher dokumentarisch, was es weniger zu Basislektüre in Sachen US-Hardcore macht als zu einem Buch für jene, die sich explizit für die erwähnten Bands interessieren.

Positiv fallen die vielen Fotos, Reproduktionen von Fanzineseiten und Flyerabbildungen auf, und auch detaillierte Besetzungslisten und Diskographien finden sich im hinteren Teil. Gewidmet ist das Buch Larissa Strickland von den fantastischen LAUGHING HYENAS um John Brannon, die zwischen 1985 und 1995 ein paar grandiose Platten veröffentlichten: Strickland starb 2006.