TODESTANZ EINES KILLERS

Der amerikanische Regisseur Anthony Mann wird vor allem für seine in den Fünfzigern entstandenen psychologischen Western geschätzt, die wegen ihrer unverblümten Gewaltakte und ambivalenten Antihelden inzwischen auch als Vorboten des Italowesterns angesehen werden. Weniger populär waren seine späteren Arbeiten wie sein letzter Film „Todestanz eines Killers“ („A Dandy in Aspic“), der nach seinem Kinostart 1968 hierzulande auch auf Video und DVD erschien und jetzt das erste Mal auf Blu-ray in ordentlicher Qualität veröffentlicht wurde. Das Bonusmaterial fällt im Vergleich zur britischen Blu-ray ziemlich mager aus, und so ist hier nur der Trailer und ein vierminütiger alter Promofilm namens „Berlin: The Swinging City“ enthalten. Da Mann während der Dreharbeiten in Berlin an Herzversagen starb, musste Hauptdarsteller Laurence Harvey („Botschafter der Angst“) den Film zu Ende drehen, den einige Kritiker als etwas zu verworren empfanden. Die Romanvorlage „A Dandy in Aspic“ stammte von Derek Marlowe, der auch das Drehbuch schrieb, und dessen Buch schmeichelhafte Vergleiche mit John le Carré erhielt. Insofern erinnert auch Manns in Schwarzweiß gedrehter, düsterer „Todestanz eines Killers“ mehr an die Verfilmung von John le Carrés in Berlin spielendem Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ als an die bunte, realitätsferne Agentenwelt der fünf Bond-Filme, die bis dahin bereits entstanden waren. Eigentlich könnte der Film auch „Ein Mann jagt sich selbst“ heißen, denn Harvey spielt in diesem komplexen und stilvoll umgesetzten Agententhriller einen russischen Doppelagenten, der einen Maulwurf in den Reihen des britischen Geheimdienstes ausschalten soll, der er aber dummerweise selber ist. Manns dicht inszenierter schmutziger Agentenkrieg ist damit auch ein würdiger Vertreter des damaligen Paranoia-Kinos.