Eigentlich verblüffend: SUICIDE waren Mitte der Siebziger ihrer Zeit weit voraus mit ihrem elektronischen Punk, ohne sie wäre Techno so nicht denkbar. Und dann wirft man einen Blick auf Martin Revs Website martinrev.com und ist schon etwas erstaunt, wie dilettantisch die zusammengeschustert ist: nix Cyberpunk, sondern Internet-Steinzeit! Aber andererseits: eigentlich reicht es ja völlig aus, wenn Rev seine Kreativität in seine Musik steckt, und das tut er seit über 30 Jahren.
Sein neues Studioalbum "To Live", auf dem höchst interessanten Indie-Label File 13 erschienen, ist ein absolut zeitloses Album, zu dem das Label anmerkt, es verzichte fast völlig auf hörbaren Keyboardeinsatz.
Interessante Feststellung, ist bei SUICIDE auf der Bühne doch außer mehreren Synthies von anderen Instrumenten nichts zu sehen. "To Live", das will uns diese Anmerkung wohl sagen, ist handgemacht, Gitarre, Schlagzeug, und so weiter, und klingt doch zu jeder Sekunde nach Rev, nach SUICIDE.
Und wenn ich die Wahl habe zwischen all den aus New York und sonst woher stammenden "neuen" Bands, die sich auf SUICIDE berufen mit ihrem "Electroclash" und tanzbarem Wavepunk, dann muss ich ehrlich sagen, dass ich doch lieber zum Original greife.
"To Live", das ist kein trendiges Gekasper, keine billige Effekthascherei, sondern ein vielschichtiges, komplexes, begeisterndes Album, weitgehend instrumental, teils aber auch mit von Rev hingehauchten Stimmfetzen, und wäre stattdessen Alan Vegas Stimme zu hören, wären diese Stücke eines neuen SUICIDE-Albums würdig.
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