Wenn einer Band es je gelang, ihre eigene Obsession mit der britischen Popkultur (vornehmlich die der Sechziger Jahre) zu vertonen, waren es sicherlich Ed Balls TIMES. Gegründet als Spin-off der TELEVISION PERSONALITIES Ende der Siebziger, spielten Ball und Co.
(Ed war zunächst noch bei den TVPs aktiv, Treacy spielte mit Ball zudem zusammen bei den TEENAGE FILMSTARS, es ist wirklich kompliziert!) munteren Neo-Mod-Beat, der sich mit verschmitztem Sarkasmus und viel Liebe zu scheinbar unwichtigen Details angenehm vom Gros der 79er Revivalisten abhob.
Das erste Album „Go! With The Times“ entstand bereits 1980, war eigentlich als Debüt der personell ähnlich aufgestellten TEENAGE FILMSTARS geplant. Es blieb dann aber zunächst unveröffentlicht, erschien dann erstmals 1985 auf Pastell Records.
Ein Song wie „Red with purple flashes“ ist natürlich eine unverhohlene Verbeugung vor CREATION, die 1967 mit diesem Terminus ihren Freakbeat beschrieben. Andere Hits dieser Scheibe sind „My Andy Warhol poster“ und „Pinstripes“, wo Ball ganz im Geiste von geschulten Beobachtern wie Ray Davies treffende Analysen der eigenen Subkultur liefert.
Das 1983er-Album „This Is London“ setzt den begonnen Kurs fort, die TIMES sind allerdings mittlerweile musikalisch noch fitter. Erweitert um die Vox-Orgel von Ray Kent, beackern sie das Terrain zwischen SMALL FACES, WHO und KINKS, lassen dabei aber auch nicht die Aufbruchstimmung der New-Wave-Szene außer Acht.
Mit „Cloud over Liverpool“ gibt es ein Remake eines der stärksten Songs vom ersten Album „Pop Goes Art!“, und „Whatever happened to Thamesbeat“ ist ein vertonter Essay über die (Neo-)Mod-Szene, nicht unähnlich zu „Part time punks“ der TVPs.
Zwei essentielle Alben, die lange auf Sammler-Wunschzetteln standen, sind nun Tapete sei Dank wieder lieferbar.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #136 Februar/März 2018 und Gereon Helmer