Tim Vantol steht vor kargen Bäumen. Der Herbst hat ihnen das Laub genommen. Er trägt ein Jeanshemd und blickt uns direkt in die Augen. Seine Mimik wirkt zugewandt, gewissenhaft, unzerbrechlich, wissend, dass Leben nicht immer Unbeschwertheit heißt, sondern auch Ballast. „Auf der Bühne war ich immer der freundliche, fröhliche Kerl. Und das war in dem Moment auch nicht gelogen, aber abseits davon tat sich immer öfter ein Loch auf“, erklärt der gebürtige Amsterdamer. „Better Days“ versucht diese Lücke zu füllen. Nicht mit Schwermut, sondern mit neuen Perspektiven, Aufmunterung, Ehrlichkeit, gewachsen durch unangenehme Eingeständnisse. Weiterhin bleibt Chuck Ragan (oder Frank Turner?) sein Vorbild, weiterhin dürfte die treffendste Bezeichnung Singer/Songwriter sein, weiterhin mag der ehemalige ANTILLECTUAL-Sänger Folk, Blues, Country. Inspiriert wurde sein viertes Album durch seine Wahlheimat Berchtesgaden, Bayern – Schnee, Idylle, Abgeschiedenheit. Diese Leichtigkeit des Seins ist den zehn Songs anzuhören, die luftig sind wie nur ein Bergkamm sein kann, angereichert durch reinen Sauerstoff. „Better Days“ injiziert kein Adrenalin, dafür Frohsinn mitten ins Herz. Tim Vantol hat gelitten. Man erkennt es in seinen Augen. Er hat sich verändert und weiterentwickelt, geht voran und nimmt uns an seine Hand. Aus Ballast mach Balladen.
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