Tom York von RADIOHEAD hat vor einiger Zeit mit DJ Shadow und seinem Projekt U.N.K.L.E. einen Song namens "Rabbit in your headlights" eingespielt: ein wunderbares Epos verzweifelter Musik. Stilistisch nicht unähnlich und etwas elektronischer und mit einem Gitarristen versehen, den nach eigenem Bekunden Gitarren-Sounds langweilen, kommt die schwedische Formation KENT daher und geben dem Winter richtig Futter.
In Schweden annähernd so etwas wie Helden - bei ihrem einzigen Konzert im Jahr 2003 in Stockholm erschienen 30.000 Zuschauer - verstehen sie die Kunst elegischer und emotionaler Songs: sie streuen freizügig synthetische Streicher, Hallgitarren und ein Gespür für einen Chorus, der einen sofort einnimmt und begeistert, haben die Schweden sowieso.
Charmant ist, dass alle Songs in schwedischer Sprache sind und wären sie es nicht, würden KENT vermutlich auf der Insel alle RADIOHEAD-Kopisten von der höchsten Klippe Dovers stürzen. Im Norden Europas mögen sie vielleicht ihr Pendant in RÖYKSOPP haben.
In Sachen perfekter Vertonung einer gepflegten Herbst- und Wintermelancholie macht ihnen in jedem Fall keiner etwas vor. Songtitel wie - frei übersetzt - "At your side", "The sleep", "LSD, anyone?" oder "View from a castle made of air" sprechen Bände.
Überflieger des Albums und dem Begriff "catchy" eine ganz neue Bedeutung gebend ist sicherlich der Song "Berlin" - KENT sind die "Ensammast I Sverige"("Loneliest in Sweden"). Emotionales Breitwandkino, keine Frage.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #88 Februar/März 2010 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Markus Kolodziej