Wer gerade mit der allgemeinen Coronavirus-Endzeitstimmung schon genug um die Ohren hat, sollte sich zu Ablenkung vielleicht nicht gerade den für die BBC gedrehten Fernsehfilm „Threads“ (unter dem Titel „Tag Null“ nur im österreichischen und schweizerischen Fernsehen ausgestrahlt) von Mick Jackson ansehen, der sich ähnlich wie die ein Jahr zuvor entstandene US-Produktion „The Day After – Der Tag danach“ oder der britische Zeichentrickfilm „Wenn der Wind weht“ von 1986 mit den Auswirkungen eines Atomkriegs befasst.
Ähnlich wie Paul Verhoevens Thriller „Der vierte Mann“ von 1983 nutzt auch „Threads“ die Bilder einer Spinne und ihres Netzes als metaphorischen Einstieg in einen ansonsten sehr realitätsnahen Film, der mit den Worten beginnt: „In einer städtischen Gesellschaft ist alles miteinander verbunden.
[...] Unsere Leben sind in einem engen Netz miteinander verwoben. Aber die Verbindungen, die die Gesellschaft stark machen, machen sie auch verwundbar.“ Während sich „The Day After“ bei seiner radikalen Darstellung der unmittelbaren Folgen eines Atomschlages auf die amerikanische Bevölkerung beschränkt, konzentriert sich „Threads“ auf die Bevölkerung der nordenglischen Stadt Sheffield.
Was beide Filme gleichermaßen zeigen, ist, dass die Gesellschaft sich nie wieder von dieser Katastrophe erholen wird. Jackson (von dem auch der schreckliche „Bodyguard“ mit Whitney Houston stammt) zeigt in einem nüchternen dokumentarischen Stil eindrucksvoll, wie dabei alles zerstört wird, was unsere moderne Gesellschaft zusammenhält und schreckt dabei auch nicht vor drastischen Bildern zurück.
Der tröstliche Aspekt mag bei „Threads“ sein, dass wir von einer Apokalypse dieses Ausmaßes noch weit entfernt sind und selbst Corona dagegen wie ein etwas schlimmerer Schnupfen wirkt – die Parallelen sind natürlich dennoch beängstigend.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Thomas Kerpen