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THOMAS LEER & ROBERT RENTAL

The Bridge

Wer sich für die eher elektronisch geprägte experimentellere Seite von britischem Post-Punk interessiert, also quasi die Vorläufer von Synthpop, ist sicherlich schon über die Namen Robert Rental und Thomas Leer gestolpert, die in diesem Bereich zu den weniger bekannten Pionieren gehören und 1979 zusammen das Album „The Bridge“ auf dem THROBBING GRISTLE-Label Industrial Records rausbrachten. Während die Veröffentlichungen von Rental (der 2000 an Lungenkrebs starb) sehr überschaubar sind – 1980 erschien eine skurrile Live-Aufnahme von ihm zusammen mit Daniel Millers Projekt THE NORMAL und posthum einige seiner Demoaufnahmen –, hatte Leer danach noch weitere Platten aufgenommen, auf denen es aber meist nur recht profanen Synth-Pop zu hören gab, so wie auch bei ACT, seiner Zusammenarbeit mit PROPAGANDA-Sängerin Claudia Brücken Ende der Achtziger. Auf CD erschien „The Bridge“ 1992 das erste Mal und war lange Zeit nur noch schwer aufzutreiben, insofern war eine Wiederveröffentlichung dieses in sich widersprüchlichen Klassikers des Industrial-Elektro-Pop überfällig. Zugänglicher ist „The Bridge“ über die Jahre aber nicht geworden, zwar gibt es darauf einige Stücke, die man als frühen Synthpop bezeichnen könnte und deren düstere, befremdliche Atmosphäre vergleichbar mit Fad Gadget oder THE NORMAL ist, daneben gibt es aber auch viele eher disharmonische experimentelle Soundscapes von insgesamt kruder Machart („all blips clicks & unseemly noises were generated by refrigerators & other domestic appliances & are intrinsic to the music“), die mehr mit dem Industrial von TG in Verbindung stehen als dem sonnigen Pop von DEPECHE MODE.