THIS IS SPINAL TAP

Ein guter Witz ist nur dann ein guter Witz (so er denn überhaupt gut ist), wenn der Erzähler nicht schenkelklopfende immer wieder die Pointe wiederholt, dabei unter Lachen „Verstehste? Verstehste?“ hechelt.

So ein wiederholter Witz ist leider SPINAL TAP geworden, die fiktive Band, die Regisseur Rob Reiner („Harry & Sally“) 1979 erstmals für einen TV-Sketch ins Leben rief. Die Idee, die Klischees und Lächerlichkeiten des Rockmusik-Geschäfts mit dem Mittel einer fiktiven Band bloßzustellen, war allerdings zu gut, um sie in der Kiste verschwinden zu lassen, und so entstand 1984 „This Is Spinal Tap“, eine Pseudo-Dokumentation über eine einst erfolgreiche englische Hardrock-Band auf Tour in den USA.

Der Film ist heute ein Klassiker, Szenen, Namen und Dialoge daraus wurden und werden von zig Bands und musikaffinen Menschen bis heute gerne zitiert (Der Klassiker schlechthin ist die Story vom Schlagzeuger, der immer wieder „erneuert“ werden muss, weil die Typen leider ständig irgendwie versterben, gerne bei einem „bizarre gardening accident“, ganz zu schweigen vom Marshall-Verstärker, der sich bis 11 aufdrehen lässt – „one louder“ ...), doch wenn man den Film dann nach ein paar Jahren mal wieder sieht, ist es beinahe enttäuschend, wie konventionell der eigentlich ist, wie gering die Gag-Dichte.

Mag sein, dass die guten Gags alle immer wieder erzählt und zitiert wurden und damit sattsam bekannt sind, dass die Realität des Musikgeschäftes (man denke nur an TOKYO HOTEL, Kurt Cobain oder Pete Doherty) die Parodie längst eingeholt, ja übertroffen hat, dass der SPINAL TAP-Kultstatus – siehe mein einleitender Satz – dadurch Schaden genommen hat, dass die Band aus dem Film später in die Realität geholt wurde, komplett mit Album (zuletzt „Back From The Dead“, 2009) und Konzerten.

Und doch, der Film ist ein Klassiker, musikalische Grundbildung, und sollte, von wegen Schenkelklopfen und Lachtränen, idealerweise zusammen mit Musikern und Bier und anderen Leckereien genossen werden.

Die Jubiläumsedition kommt noch mit reichlich Bonus-Gedöns auf zwei weiteren DVDs – wer’s braucht ...