DER KRIEG DER WELTEN

Thilo Krapp

„The Columbia Broadcasting System and its affiliated stations present Orson Welles and the Mercury Theatre On The Air in ,The War Of The Worlds‘ by H.G. Wells.“ Diesen Satz schienen einige New Yorker während der Erstausstrahlung des Hörspiels 1938 verpasst zu haben und liefen aus Angst vor einer Invasion der Marsianer panisch auf die Straße, so realistisch hatte Welles das ursprünglich 1898 veröffentlichte „Krieg der Welten“ in einem als Livereportage aufgemachten Hörspiel in Szene gesetzt.

Was sich später wiederum als von dem mit dem Radio konkurrierenden Medium Zeitung gestreute Fake News zwecks Degradierung der Konkurrenz zur wenig glaubwürdigen Nachrichtenquelle erwies. Obwohl tatsächlich nur wenige Hörer in Hysterie verfielen, hält sich die Legende von der Massenpanik bis heute hartnäckig.

Die deutsche Übersetzung des Welles-Hörspiels war es aber auch, die Thilo Krapp in jungen Jahren so sehr faszinierte, dass er die Romanvorlage etliche Male verschlang und schon früh erste Zeichnungen zum Stoff anfertigte.

Heute, mit Anfang 40, erfüllt er sich einen Kindheits- und Jugendtraum und veröffentlicht endlich seine persönliche Comicadaption. Krapp belässt die Handlung in der Zeit ihres Entstehens um die Wende zum 20.

Jahrhundert und ist zeichnerisch sehr auf die authentische Darstellung historischer Details wie Mode, Außen- und Innenarchitektur und technischer Gerätschaften bedacht, die er in mit feinem Strich in Graustufen gehaltenen Bildern in Szene setzt.

Die Figuren erinnern ein wenig an japanische 1970er-Anime-Interpretation europäischer Literaturvorlagen, was der Sache ein Stück weit den Schrecken nimmt. Dennoch: Für Wells-Liebhaber, geschichtsinteressierte Horrorfreaks und Steampunks lohnt sich die Lektüre auf jeden Fall.