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THE WHALE

Die Filme von Darren Aronofsky waren immer recht speziell, das galt schon für sein Regiedebüt „Pi“ von 1998, in dem ein paranoides Mathe-Genie glaubt, den Schlüssel zum Verständnis des Universums gefunden zu haben. Mein Lieblingsfilm von Aronofsky wird aber immer sein zweiter von 2000 bleiben, eine exzellente Adaption von Hubert Selbys Roman „Requiem for a Dream“. An zweiter Stelle kommt „The Wrestler“ von 2008, in dem Mickey Rourke einen gesundheitlich schwer angeschlagenen Wrestler spielt, der versucht, sein Leben zu ändern, aber letztendlich scheitert, was auch für die Versuche gilt, das zerrüttete Verhältnis zu seiner Tochter zu reparieren. Eine emotional bewegende Loser-Ballade mit selbstzerstörerischen Tendenzen. In gewisser Weise hat Aronofsky mit seinem neuen Film „The Whale“ eine ähnliche Geschichte verfilmt, die sich ganz auf die selbstzerstörische Hauptfigur konzentriert und die Außenwelt weitestgehend ausklammert. Brendan Fraser, der als Schauspieler immer etwas unterbewertet war, obwohl er dramatische wie komödiantische Rollen gleichermaßen mit Leben füllen konnte, spielt darin den fettleibigen Englischlehrer Charlie, der zurückgezogen in seinem Apartment lebt, Online-Schreibkurse gibt und sich ähnlich wie Rourke in „The Wrestler“ wieder seiner Tochter annähern möchte. Der Grund für Charlies Fettleibigkeit ist der Selbstmord seines Lebensgefährten, für den er einst Frau und Tochter verlassen hatte. Fortan scheint Charlies Ziel zu sein, sich aus Gram konsequent zu Tode zu fressen. „The Whale“, der inzwischen auf DVD und Blu-ray erschien, wurde vorgeworfen, nur eine monströse Freakshow mit einem Mann im überdimensionalen Fatsuit zu sein, aber Frasers berührende Performance vermittelt in diesem, auf einem Theaterstück basierenden Kammerspiel glaubhaft die ganze Tragik seiner widersprüchlichen Figur.