Man tut den SIMPLE MINDS aus Glasgow sehr unrecht, wenn man sie lediglich als barocke New-Romantic-Band mit zuviel Keyboards abtut und sie in einen unreflektierten Kontext mit beispielsweise DURAN DURAN und SPANDAU BALLET stellt.
Die ersten Veröffentlichungen waren sehr gut gemachte – teilweise experimentelle – elektronisch dominierte New-Wave-Alben. Wenn man sich den Opener „I travel“ vom Album „Empires And Dance“ (1980) anhört, muss man schlicht konstatieren, dass die SIMPLE MINDS ihrer Zeit voraus waren und ULTRAVOX in nichts nachstanden.
Und sowie JOY DIVISION den Song „Komakino“ nach ihrem Auftritt im Berliner Kant-Kino im Januar 1980 diesem Ort widmeten, so huldigten die SIMPLE MINDS mit dem Instrumental „Kant-Kino“ auf diesem Album dem in gleicher Weise.
Der Albumtitel „Empires And Dance“ trifft den Charakter der Band zu dieser Zeit sehr gut: extrem tanzbare und dennoch intelligent gemachte Songs. „New Gold Dream“ (1982) brachte dann eine andere Band zum Vorschein.
Die Produktion war deutlich dichter und es wurde massiv mit Overdubs gearbeitet. So entstanden großflächige, stimmige und Pop-orientierte Perlen wie „Promised you a miracle“, „Glittering prize“ und „Someone somewhere (In summertime)“, die auch die Basis für die spätere Stadionband SIMPLE MINDS legten.
Mit dem Album „Sparkle In The Rain“ (1984) ging dann in der Tat die spannende und auch für tolerante Hörer aus dem Bereich New Wave akzeptable Ära der Band zu Ende. Mit Songs wie „Up on the catwalk“ und dem epochalen „East at easter“ waren die glänzenden Schlusslichter der Schotten gesetzt, bevor die Band auf dem Highway des Charterfolgs in das abdriftete, was sie bis heute ist: eine Bombastband für Eighties-Revial-Fans.
Die Vinyl-Box mit den ersten sieben Alben deckt das Frühwerk der SIMPLE MINDS sehr gut ab und macht exakt an der richtigen Stelle Halt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #123 Dezember 2015/Januar 2016 und Markus Kolodziej