Für die Wiederbelebung des in den 1920er Jahren in Japan populären Samuraifilms waren ab den Fünfzigern vor allem Akira Kurosawas Meisterwerke „Die sieben Samurai“ (1954) und „Yojimbo“ (1961) verantwortlich. Die sorgten nicht nur für eine neue Blütezeit des Samuraifilms, sondern hatten auch Einfluss auf den amerikanischen und europäischen Western und wurden mehr oder weniger direkt in „Die glorreichen Sieben“ und Leones „Für eine Handvoll Dollar“ kopiert. Zu den populärsten Figuren des Samuraifilms zählt allerdings der blinde Schwertkämpfer Zatoichi, den der 1997 verstorbene Shintaro Katsu zwischen 1962 und 1989 in 26 Filmen und einer Fernsehserie verkörperte. Mehrere der Filme drehte Kenji Misumi, der auch die „Lone Wolf and Cub“-Filmreihe inszenierte. 2003 präsentierte Beat Takeshi aka Takeshi Kitano seine eigenwillige Version von Zatoichi, weshalb der Titel „Beatoichi“ dafür passender gewesen wäre. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Phillip Noyces „Blind Fury“ von 1989 mit Rutger Hauer, ein Remake des 17. Zatoichi-Films „Zatoichi Challenged“ von 1967. In Deutschland fand die Zatoichi-Reihe bisher keine große Beachtung, inzwischen erschienen allerdings die ersten beiden, noch in Schwarzweiß gedrehten Filme „The Tale Of Zatoichi“ und „The Tale Of Zatoichi Continues“ von 1962 in sehr guter Qualität und mit annehmbarer deutscher Synchronisation auf DVD und Blu-ray. Viel über die Vergangenheit des blinden Masseurs, der in Yakuza-Kreisen gerne dem Würfelspiel frönt und immer wieder gezwungen wird, seine ungewöhnlichen Schwertkampfkünste zu zeigen, erfährt man in keinem der so dramatisch wie humorvollen Filme. Diese noch recht unblutigen Samuraifilme veranschaulichen darüber hinaus sehr realitätsnah die brutale Klassengesellschaft im feudalen Japan der frühen Edo-Zeit.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Thomas Kerpen