Foto

THE SHOOTIST

Vor geraumer Zeit erschien Don Siegels THE SHOOTIST schon mal bei EuroVideo, in mäßiger Qualität auf DVD. Jetzt gibt es von Koch eine Neuauflage, die diesem Klassiker des Spät-Westerns in Bild- und Tonqualität endlich mal halbwegs gerecht wird, auch wenn es dabei sonst keine großartigen Extras gibt.

Ein Schwanengesang in jeglicher Hinsicht und eine satirische Demontage der klassischen Mythen des Westerns. Darüber hinaus auch der letzte Film von John Wayne, der dieses Genre ja wie kein anderer geprägt hat.

Und so sieht man im Vorspann eine Abfolge von Szenen aus John Waynes berühmtesten Western als Biographie seiner Figur im Schnelldurchlauf und gleichzeitig als ehrfürchtige Verbeugung vor dieser Schauspiel-Ikone.

Wayne spielt in THE SHOOTIST den legendären, 58-jährigen Revolverhelden John Bernhard Books, der wegen seiner Beschwerden in Carson City einen befreundeten Arzt (James Stewart) aufsucht, der ihm dann mitteilt, dass er Krebs im fortgeschrittenen Stadium hat und nicht mehr lange am Leben sein wird.

Er mietet sich daraufhin bei der Witwe Bond Rogers (Lauren Bacall) ein, die nicht besonders erfreut über diesen gewalttätigen Gast ist („Bond, I don’t believe I ever killed a man that didn’t deserve it.“).

Ganz im Gegensatz zu deren Sohn (Ron Howard), der in Books eine Art Held und Vorbild sieht. Books steht jetzt allerdings vor der unangenehmen Alternative, entweder unter starken Schmerzen qualvoll zu krepieren oder sich einen würdigen Abgang zu verschaffen und damit dem eigenen Mythos gerecht zu werden („I’m not going anywhere, Marshal.

I’m dying and I intend to die right here.“). Dabei schwingt nicht allzu viel Heroisches mit, denn Books Abgang ist ein ziemlich trauriger, bei dem auch harte Typen mal echte Gefühle zeigen dürfen.

Auch wenn Siegel Wayne genug Gelegenheit gibt, auch sein humoristisches Talent zu zeigen, ohne dass seine Figur, die ganz klar ein Relikt der Vergangenheit ist, gleich zu Rooster Cogburn würde.

Mit diesem großartigen Alterswerk schuf Siegel für Wayne ein würdiges finales Denkmal, und der hat sichtlich viel Spaß daran, die eigene Legende mit selbstironischer Distanz zu zerpflücken.

Ein Held, der müde geworden ist und keiner mehr sein will, und den gewisse Umstände immer wieder dazu zwingen in diese Rolle zu schlüpfen, da jede Menge Aasgeier nur darauf warten, ihn endlich zu beerben.

Zur allgemeinen Legendenbildung passt es dann auch, dass immer behauptet wird, Wayne, der bereits drei Jahre später verstarb, hätte zu dieser Zeit tatsächlich Krebs gehabt. Dieser wurde aber erst kurz vor seinem Tod bei ihm diagnostiziert, nachdem er ihn in den Sechzigern erfolgreich bekämpfen konnte, allerdings auch einen Lungenflügel dabei einbüsste.

THE SHOOTIST untermauert auch noch mal Siegels Ruf als großartiger Regisseur, der immer intelligente Genre-Filme gedreht hat. Gleichzeitig auch ein Wiedersehen mit Hollywood-Größen wie Stewart und Bacall, die als Femme Fatale in Howard Hawks’ THE BIG SLEEP in den Vierzigern ihre Karriere begann.

Und der kleine Ron Howard, der damals sein Idol Books nervte, penetriert uns heute als Regisseur mit fürchterlichen Dan Brown-Verfilmungen. So schön der Film ist, so ärgerlich ist allerdings die deutsche Synchro an manchen Stellen, denn so bald es etwas heiterer wird, steigern Rainer Brandt und Wayne-Sprecher Arnold Marquis das Klamauk-Level in wirklich unpassender Weise.

Marquis war sicherlich ein altgedienter und ausgezeichneter Synchronsprecher, aber sehr häufig nervt sein übertrieben schlecht gelauntes Gebrummel ganz fürchterlich, zumal er es offenbar schrecklich witzig fand, Wayne den Rooster Cogburn-Ton zu verpassen, den der im Original eben nicht hat.

Somit ist THE SHOOTIST teilweise ein weiteres unangenehmes Beispiel für Brandts selbstherrliche Umtriebe in diesem Bereich, aber ernsthaft beschädigen konnte er diesen Klassiker dann glücklicherweise doch nicht.