Bei der seit 2015 aktiven niederländischen Band DOOL (eine flektierte Form von „dolen“, was so viel wie „herumschweifen“ heißt) könnte man sich im ersten Moment wundern, warum diese noch nicht von TOOL wegen möglicher Verwechslungsgefahr verklagt wurden, die auf jeden Fall bei Leseschwäche oder unsauberer Aussprache im Bereich des Möglichen wäre. Aber DOOL sind musikalisch eigentlich viel zu gut, um blöde Witze über sie zu machen, auch wenn mal wieder die Begeisterung der Metal-Presse für die Band verwundert, die schon diverse Titelseiten zierte. Elemente von Doom Metal sind bei DOOL zwar noch hörbar, in den Neunziger Jahren hätte man die Band aber wohl einfach in die Schublade Alternative Rock gesteckt, auch wenn sie ihren Sound immer wieder für Einflüsse von Okkultrock, Psychedelic oder Neo-Gothic à la 16 HORSEPOWER, WOVEN HAND oder GRAVE PLEASURES öffnet. Psychedelic-Gothic-Pop-Hard-Rock-Metal, wenn man so will. Frontperson Raven van Dorst, die sich als Hermaphrodit bezeichnet, aber deren Gesang deutlich weiblich klingt, ergänzt die meist zu Überlänge neigenden, verschachtelten und mächtigen DOOL-Songs mit ihrer stimmlichen Bandbreite perfekt. DOOL sind dabei eher geschickte, um möglichst viel atmosphärische Dichte bemühte Stil-Arrangeure als Hitschreiber, und so heißt es im Bandinfo auch recht treffend: „Everything flows, nothing ever stays the same.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Thomas Kerpen