ELECTRELANE

The Power Out CD

Rezensentenregel Nr. 1: Erst die Platte anhören, dann das Info lesen. Schön, wenn man dann seine Meinung bestätigt sieht, andernfalls lässt man sich nur unnötig beeinflussen. Also das zweite Album des All-Female-Quartetts aus dem englischen Brighton eingelegt, mal eben nachgelesen, was ich einst zum Debüt schrieb - und baff erstaunt gewesen.

Zu "Rock It To The Moon" schrieb ich noch was von "soundscapehafter Musik zwischen AIR und Michael Nyman" und brachte auch RACHEL'S ins Spiel - und vor allem war die Platte instrumental. Bei "The Power Out" nun ist Gesang allgegenwärtig, und wenn das Info mit den Worten beginnt "eine Überraschung für alle, die denken, sie kennen ELECTRELANE", dann trifft's das genau.

Schwieriger ist es, sich den Gesang wegzudenken und quasi den instrumentalen Kern der Band freizulegen. In der Tat erscheint es mir so, als ob sich der gar nicht so groß verändert habe, doch es ist nun mal der Gesang, der vielfach den Gesamteindruck prägt, auch wenn er nicht immer so prägnant ist wie beim mitreißendsten Stück des Albums.

"The valleys" heißt das und wird von einem Chor aus Chicago gesungen, was einen seltsam klerikalen Effekt ergibt. Ansonsten ist es das leicht nölige Organ von Keyboarderin und Gitarristin Verity, das die ideelle Nähe zu Bands wie SLEATER-KINNEY oder LE TIGRE auch akustisch transportiert.

Im Übrigen ist die Platte dann doch bei aller Eigenwillig keit erstaunlich "normal" und gitarrenrockig, und mir gefällt das. Eine Ausnahmeband, unterwegs auf verschlungenen Wegen. (43:22) (09/10)