THE PAPERBOY

Lee Daniels von der Kritik sehr ungnädig behandelter neuer Film, nach dem oscarprämierten „Precious“ von 2009, trägt in Deutschland interessanterweise den Zusatz „Pete Dexters ...“. Dexter schrieb 1986 den Western-Roman „Deadwood“, ist auf die gleichnamige HBO-Serie allerdings nicht gut zu sprechen, da er meint, die Produzenten hätten seine Buchidee gestohlen.

„The Paperboy“ entstand 1995, Pläne für eine Verfilmung bestanden schon länger, wurden aber erst jetzt mit Daniels umgesetzt, der zusammen mit dem Autor das Drehbuch verfasste. In den Staaten sorgte vor allem eine Szene für Aufregung, in der Nicole Kidman am Strand auf einen jungen Mann uriniert, der gerade zum Opfer eines Quallenangriffs geworden war.

Kidman spielt eine gewisse Charlotte Bless, die sich in den zum Tode verurteilten Backwoods-Psychopathen Hillary Van Wetter (John Cusack) verliebt, ohne ihn vorher getroffen zu haben. Der wartet auf seine Hinrichtung, weil er den örtlichen Sheriff umgebracht haben soll.

Nur Bless glaubt an seine Unschuld und hat deshalb den erfolgreichen Journalisten Ward Jansen (Matthew McConaughey) bei der Miami Times kontaktiert, der zusammen mit einem Kollegen in seine Geburtsstadt zurückkehrt, um in diesem Mordfall zu recherchieren.

Dabei hilft ihm auch sein jüngerer Bruder Jack, der später der glückliche Empfänger von Kidmans Natursekt-Dusche wird. Auch wenn „The Paperboy“ sicher kein makelloser Film ist, kann man ihm fehlende Originalität wirklich nicht vorwerfen.

Denn seine seltsame Liebesgeschichte entwickelt sich zu einem gewalttätigen wie sexuell aufgeladenen Südstaaten-Neo-Noir-„Morality play“, in dem keiner der selbstzerstörerischen Charaktere wirklich gut wegkommt und der hinsichtlich des „American way of life“ und menschlicher Beziehungen einige unangenehme Wahrheiten in petto hat.