Es ist immer noch nicht ganz klar, ob die Welt Ende letzten Jahres nicht Opfer eines grandiosen PR-Coups wurde, um die von Sony Pictures produzierte Komödie „The Interview“ von Evan Goldberg und Seth Rogen zu einem Kassenerfolg zu machen.
Vor Veröffentlichung von „The Interview“ bekam offenbar Nordkorea Wind von der Story des Films, in dem ein von James Franco gespielter US-Showmaster das Staatsoberhaupt Kim Jong-un im Auftrag der CIA während eines Interviews ermorden soll.
Natürlich konnte man in der Demokratischen Volksrepublik Korea nicht über Goldbergs und Rogens freche Idee lachen und setzte den Film mit einer kriegerischen Handlung gleich. Das Ganze eskalierte zeitweilig soweit, dass man sich fast an die Kubakrise von 1962 erinnert fühlte, inklusive eines Hackerangriffs auf Sony Pictures im November 2014.
Natürlich wollten weder Sony noch Goldberg und Rogen Schuld am Dritten Weltkrieg sein und so wurden alle geplanten Medienauftritte sowie die für den 18. Dezember angesetzte Premiere in New York abgeblasen.
Seltsamerweise dauerte es nicht lang, bis „The Interview“ dann doch im Kino lief und auch digital verfügbar war. In Deutschland wurde er ab Februar 2015 in den Kinos gezeigt und inzwischen gibt es „The Interview“ auch ganz normal auf DVD und Blu-ray.
Nicht bekannt ist, ob Sony Pictures Kim Jong-un endlich mal für diese Gratis-Werbung einen dicken Präsentkorb geschickt haben. Es wäre auch wirklich schade gewesen, wenn „The Interview“ nie veröffentlicht worden wäre.
Denn Goldberg und Rogen hatten mich bereits 2013 mit dem pubertär anarchischen Charme ihrer respektlosen Weltuntergangskomödie „Das ist das Ende“ begeistern können und „The Interview“ kann da noch locker einen draufsetzen.
Dummdreiste kulturelle Ignoranz amerikanischer Prägung hat selten so viel Spaß gemacht wie hier.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #121 August/September 2015 und Thomas Kerpen