THE HILLS HAVE EYES

Anhand von Wes Cravens THE HILLS HAVE EYES bzw. HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN kann man wunderbar den Sinn oder Unsinn von Remakes diskutieren, denn außer mehr Splatter und einem schicken Look gab es bei Alexandre Aja nichts, was es nicht schon bei Craven gab, zumal das Thema als solches im damaligen gesellschaftlichen und politischen Klima der 70er wesentlich besser aufgehoben war.

Da Ajas Splatterorgie noch nicht mal indiziert ist, war es inzwischen wohl möglich, Cravens wesentlich weniger expliziten Film vom Index zu holen und ungeschnitten zu veröffentlichen, versehen mit dem etwas irreführenden Vermerk „Director’s Cut“, denn es handelt sich einfach nur um die komplette Version.

Sunfilm hat diesen düsteren Klassiker in Kooperation mit Marketing Film und Laser Paradise veröffentlicht, zwei Firmen, die in den letzten Jahren immer wieder durch technisch miserable Veröffentlichungen auffielen.

Das merkt man hier besonders an den deutschen Untertiteln, die viel zu tief im Bild sitzen und wo ein Rechtschreibe-Genie permanent Anreden wie „Du“ groß geschrieben hat. Und auch bei der Erwähnung der Extras auf der etwas labilen Metal-Box rätselt man, was denn „Ein Film von Wes Craven“ sein könnte.

Dabei handelt es sich um „The Directors: The Films of Wes Craven“, ein Beitrag über das generelle Schaffen von Craven, der auch schon auf der US-DVD vorhanden war, ebenso wie alle anderen Extras der deutschen Fassung, die im Prinzip deren genaue Entsprechung ist, auch bezüglich Bild- und Tonqualität, die aufgrund des Alters des Films und seiner billigen Machart natürlich nicht mit aktuellen Produktionen mithalten kann.

Besonders stolz war man auf die neue deutsche Synchro, die zwar gewisse Freiheiten der alten Fassung ausmerzt, aber nicht wirklich umwerfend ist, da wäre schon unter filmhistorischen Gesichtspunkten die etwas alberne Ur-Fassung interessanter gewesen.

Ansonsten schaut man sich den Film sowieso besser im Original an. Generell ist es natürlich sehr erfreulich, dass dieser Klassiker des Splatterfilms der 70er endlich mal in akzeptabler Qualität ungeschnitten auf deutsch zu haben ist.

Denn auch wenn Cravens THE HILLS HAVE EYES nur ein Abklatsch von Hoopers TEXAS CHAINSAW MASSACRE sein mag, handelt es sich dabei immer noch um einen ungemein effektiven, herrlich dreckigen und ruppigen kleinen Terror-Film, in dem eine durchschnittliche US-Familie auf dem Weg in den Urlaub mit ihrem Wohnmobil irgendwo in der Einöde eine Panne hat und dort Opfer von zu Kannibalen mutierten Strahlenopfern wird.

Allen voran Michael Berryman aus EINER FLOG ÜBERS KUCKUCKSNEST, dessen charakteristischer Eierkopf kaum weiteres Make-Up notwendig machte. Man sollte in THE HILLS HAVE EYES vielleicht nicht allzu viel hinein interpretieren, also was irgendwelche politischen Statements angeht, aber der dargestellte archaische und fast aussichtslose Überlebenskampf in einem Umfeld, wo zivilisatorische Gesetzmäßigkeiten ausgeschaltet sind, macht immer noch gewaltig Eindruck.

Auch wenn das alles vielleicht nicht mehr heutigen Sehgewohnheiten entspricht, was aber auch den Reiz des Films ausmacht. Von Cravens hochpeinlicher Fortsetzung sollte man allerdings besser die Finger lassen.