THE HAPPENING

M. Night Shyamalan hat es wahrlich nicht leicht, nach THE SIXTH SENSE lag ihm Hollywood zu Füßen, spätestens seit seinem letzten Film LADY IN THE WATER ist der Inder bei den Kritikern und vielen Zuschauern unten durch, ein Trend, den er auch mit THE HAPPENING fortsetzt.

Eigentlich seltsam, denn Shyamalan legte bei LADY IN THE WATER einen Fantasiereichtum an den Tag, von dem sich mancher Regisseur noch eine Scheibe abschneiden konnte, aber offenbar ist ein Großteil der Filmkonsumenten schon so abgestumpft, dass diese Elemente nur zu den wenigsten vorgedrungen sind.

Was genau an THE HAPPENING so schlecht sein soll, will einem nicht wirklich einleuchten, vor allem wenn man sieht, wie unreflektiert dagegen ein Film wie THE DARK KNIGHT abgefeiert wird, ein technikverliebtes, überlanges und reichlich ödes Spektakel ohne vernünftige Geschichte und interessante Charaktere - verstehe das, wer will.

Vielleicht verzeiht man Shyamalan einfach nicht, dass alle seine Filme in den letzten Jahren bestimmte Erwartungshaltungen unterliefen, die man bei solchen Großproduktionen haben könnte, gleichzeitig zeigte sich dabei sein feines Gespür für die Mythen der Trivialkultur.

Und wie bereits bei SIGNS katapultiert THE HAPPENING den Zuschauer in das Paranoia-Kino der 1950er Jahre, wie etwa Don Siegels DIE DÄMONISCHEN, in dem die Menschheit von einem langsam, unsichtbar und parasitenhaft agierenden Schrecken heimgesucht wird, hinzu kommen ökologische Tendenzen späterer Horrorfilme, und Hitchcocks DIE VÖGEL ist natürlich auch nicht weit.

Denn in THE HAPPENING wird die Welt von einer mysteriösen Suizidwelle heimgesucht, offenbar eine Gegenreaktion der Pflanzenwelt, ausgelöst durch Umweltverschmutzung und Vernichtung des Gleichgewichts der Natur durch die Menschheit.

Es bleibt den Menschen in Folge nur die Flucht, aber wohin und wovor eigentlich konkret? Womöglich ist das, was Shyamalan einem hier anbietet, zu unspektakulär für ein durchschnittliches Mainstreampublikum, denn bis auf einige subtil wie effektiv eingesetzte Splatterszenen (die in der deutschen Kinofassung absurderweise fehlten) geht es um den unaufgeregt inszenierten Überlebenskampf einer kleinen Gruppe, die allerdings nicht nur mit einer anonymen Bedrohung konfrontiert wird, sondern auch mit ihren ebenso unberechenbaren Mitmenschen.

Trotz der Referenzen an alte Horrorklassiker erscheint Shyamalans Schrecken aber zeitgemäßer, realistischer und damit auch verstörender, und dient nicht nur einem banalen Unterhaltungsanspruch.

THE HAPPENING soll nachdenklich stimmen, und so wirkt sein antiklimaktischer Ausgang länger im Kopf nach, als es der stereotype Sieg über ein albernes Monster tun würde, denn letztendlich sind wir das in den Augen von Shyamalan eh selber.

THE HAPPENING ist allerdings nicht ausschließlich eine pädagogische Lehrstunde in Sachen Weltverbesserung, sondern auch ein durchaus unterhaltsamer Genrefilm, wie immer bei Shyamalan mit einem äußerst trockenen Humor gewürzt, etwa in der göttlichen Szene, als Mark Wahlberg beginnt, mit einem Gummibaum zu diskutieren.

Überhaupt ist Wahlberg als Anti-Held hervorragend besetzt, an seiner Seite sind John Leguizamo und Zooey Deschanel zu sehen. Glücklicherweise begeht Shyamalan hier nicht denselben Fehler wie in LADY IN THE WATER und hat sich wieder hinter die Kamera zurückgezogen, denn als Schauspieler ist der Mann wirklich eine Katastrophe.

Ähnlich wie auch bei LADY IN THE WATER gefällt mir bei THE HAPPENING, dass sich Shyamalan noch wirklich für seine Charaktere und ihre Probleme zu interessieren scheint und diese nicht nur Staffage sind, um Actionszenen und Spezialeffekten einen halbwegs funktionierenden Unterbau zu verschaffen.

"A thinking man's horror movie" sozusagen, sehr schön bebildert von Tak Fujimoto, dem Kameramann von DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER, dessen Karrierestart im Filmbusiness auch mal wieder mit Roger Corman verknüpft ist.

Ende Oktober erscheint der Film auf DVD, diesmal in der ungeschnittenen Fassung.