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MARTIN NEWELL

The Greatest Living Englishman

Mit diesem Titel lehnt sich Martin Newell, der Mastermind der großartig versponnenen DIY-Indiepop-Legende CLEANERS FROM VENUS, ziemlich weit aus dem Fenster. Doch es passt schon, denn dieses Album von 1993, sein erstes nicht ausschließlich als Kassette (!) veröffentlichtes Solowerk, ist ein veritabler Paukenschlag.

Newell, der bestens in die Ahnengalerie der britisch-spleenigen Außenseitermusiker passt (siehe Syd Barrett, Kevin Ayers, Ivor Cutler und Co.) hat das Album mit Hilfe des ähnlich aufgestellten Andy Partridge (XTC) produziert, er spielt bis auf ein Gitarrensolo von Captain Sensible alle Saiteninstrumente, selbst die ungelenken Gehversuche auf der Mandoline bei „Home counties boy“ gehen auf seine Kappe.

CLEANERS-Buddy Lol Elliott hilft hier und da an den Drums aus, die ansonsten von Partridge eingespielt wurden. „Englishman“ ist auf ganzer Strecke ein Genuss, ein völlig übersehenes, zeitloses Juwel.

Die zwölf umwerfenden Jangle-Pop-Nummern zeigen, dass Newell seine Songwriting-Lektionen bei den ganz Großen bestens verarbeitet hat. Anleihen bei Brian Wilson oder auch Lennon/McCartney sind natürlich sofort identifizierbar, werden aber, wie auch bei Andy Partridges besten Momenten bei XTC gezielt eingesetzt, verwoben und zu neuen Ansätzen umgedeutet, und genau so kommt dann ein solch großer Wurf wie dieses Prachtstück von einem Album zustande.