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PROPER.

The Great American Novel

Das dritte PROPER.-Album „The Great American Novel“ ist laut Sänger und Gitarrist Erik Garlington „ein Konzeptalbum darüber, wie das schwarze Genie, insbesondere mein eigenes, ignoriert, unerbittlich angefochten oder komplett ausgelöscht wird, bevor es sich entfalten kann“. Seit dem 2017er Debüt „The Suburbs Have Ruined My Life“ – damals noch als GREAT WIGHT – ist das schwarze Trio aus Brooklyn, NY bekannt für seine persönlichen, berührenden, kritischen und politischen Texte. Garlington erzählt auf dem neuen Album wieder (s)eine Coming-of-Age-Geschichte und zieht Vergleiche mit J. D. Salingers Roman „Der Fänger im Roggen“: „Stellt euch einen queeren, schwarzen Holden Caulfield vor, der in den 2010ern aufwächst.“ Für sein weißes Publikum hat er eine klare Botschaft: „Ich möchte, dass sie etwas über unsere Identitätskrisen und Ziellosigkeit lernen, darüber, dass viele unserer Freund:innen und Familienmitglieder mit 25 tot oder im Gefängnis sind. Wie uns mit acht Jahren gesagt wird, dass wir begabt sind, aber mit elf, dass wir gefährlich sind.“ Er verzichtet dieses Mal bewusst auf launige Songtitel, Insiderwitze und optimistische Singalongs. Der Opener „You good?“ ist ein Ausblick auf die kommenden fünfzig Minuten: Zunächst singt Garlington mit sanfter Stimme zu einer gezupften Gitarre über Sex mit Männern, die vom Alter her sein Vater sein könnten. Die Gespräche mit ihnen sind seine Ersatztherapie, weil er sich keine richtige leisten kann. Nach vierzig Sekunden setzen alle Instrumente mit heftigem Knall ein und der Gesang steigert sich in ein fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrtes Geschrei. „The Great American Novel“ ist das härteste, stringenteste und dank Bartees Strange am besten produzierte Album der Bandgeschichte. Die Produktion stellt die der früheren Veröffentlichungen in den Schatten. Hier klingen PROPER. richtig massiv. Musikalisch bewegen sich Garlington, Bassistin Natasha Johnson und Drummer Elijah Watson weg von ihrem manchmal einem Flickenteppich ähnelnden Emo-Punk der Marke MODERN BASEBALL und hin zum schweren, drückenden Post-Hardcore – ein Genre, das mir eine Zeit lang durch zu viele sad white boys versauert wurde. Es gibt sogar Moshparts!? Manch emotionaler Ausbruch erinnert an AT THE DRIVE-IN, LA DISPUTE oder RAGE AGAINST THE MACHINE. Als ich das erste Mal „McConnell“ oder „Done talking“ hörte, klappte mir die Kinnlade herunter. Eine überraschende Entwicklung. Auch weil keine der drei Singles, die 2020/21 erschienen (und nicht auf dem Album enthalten sind), diese Härte aufwiesen. Nach nur zwei, drei Hördurchgängen dieser 15 Lieder lege ich mich bereits fest: PROPER. haben mit „The Great American Novel“ ein Album des Jahres abgeliefert.