Eine der besten englischen Punkrockplatten der letzten 20 Jahre protzt das Info hier, und verdammt, es hat nicht ganz Unrecht. Dabei war ein gewisses Mass an Skepsis vor dem ersten Hören durchaus angebracht, handelt es sich bei den SPITTIN' VICARS doch um ein sogenanntes Seitenprojekt von TOTEN HOSEN-Drummer Vom Ritchie, und mit Seitenprojekten ist das ja oftmals so eine Sache.
Aber wie man so schön sagt: Kleiner Mann ganz groß! Und ja, Vom Ritchie gelang es mit den SPITTIN' VICARS ein Album zu machen, das es nicht eine Sekunde nötig hat, sich von Namedropping pushen zu lassen.
Dass das passieren wird, geschenkt, das gönnen wir ihm und Radio Blast-Tom. Dass Vom aus biographischen Gründen eine Vorliebe für alten englischen Punk hat, dürfte aufmerksamen Lesern dieses Heftes nicht entgangen sein, und nach Jahren mit DTH, den BOYS, 999 und TV SMITH (DOCTOR & THE MEDICS nicht zu vergessen ...) kann er jetzt endlich mit seiner eigenen Band das machen, was er am liebsten macht ...
typisch englischen Punkrock eben. Nicht mehr, nicht weniger. "The Gospel according to..." ist ein rauhes, aber irgendwie auch poppiges Punkrockalbum mit lauter kleinen Hits, das es in der Form lange nicht in England gegeben hat.
England? Nun ja, schliesslich sind Vom, Steve und Geordie allesamt Engländer, auch wenn sie sich mittlerweile strategisch geschickt in Europa verteilt haben. Gut, Geordie ist London treu geblieben, aber Steve lebt nun schon seit Jahren in Eindhoven und Vom noch länger (natürlich) in Düsseldorf.
Mit diesem Debüt ist dem Trio ein Album geglückt, das erfrischend nach den frühen Achtzigern klingt, und hinzu kommt, dass Sänger George eine Stimme hat, die für genau diese Musik und keine andere geschaffen wurde.
Es tut verdammt gut, ein englisches Punk-Album wie dieses zu hören und es gibt uns ein wenig Hoffnung, dass klassischer Punk aus England doch noch nicht abgeschrieben werden darf und mehr zu bieten hat als reaktivierte Rentner-Bands.
Ach ja, der beste Song ist übrigens der vorletzte ("This is our day"). Nennt man sowas eine Hymne? So, und jetzt den Track auf der Ox-CD antesten. (32:39) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Joachim Hiller