Als Goth noch etwas anderes war als Teenager in Halloween-Verkleidung, waren ENDG eine Band aus der zweiten Reihe, die zwar nicht den Erfolg hatte wie SISTERS OF MERCY, THE MISSION, FIELDS OF THE NEPHILIM, KILLING JOKE, RED LORRY YELLOW LORRY NEW MODEL ARMY oder THE CULT.
1986 in Nottingham gegründet, bewegte sich der Vierer optisch an der Grenze zwischen Rocker, Nietenpunk und Gruftie, erfand mit seinem düsteren, peitschenden, beschwörenden Sound das Genre des Goth-Punk zwar nicht gerade neu, gehörte aber doch zu seinen besseren Vertretern und erfreute sich bis zur durch ökonomische Erfolglosigkeit bedingten Auflösung 1992 gerade auch in Deutschland auf regelmäßigen Touren großer Beliebtheit.
Mit dieser 15 Songs und diverse Videos umfassenden Zusammenstellung (die beiden Alben "River Of Souls" von 1989 sowie "A New World" von 1990 sind/waren jeweils als eigene Rereleases erhältlich) bringt sich die Band 13 Jahre nach ihrer Auflösung wieder in Erinnerung, und das auf sehr sympathische Weise, denn Gitarrist und Bandgründer Trevor Bamford hat für das umfangreiche und mit reichlich Bildern versehene Booklet eine ausführliche History verfasst, welche die Band sehr sympathisch erscheinen lässt.
Musikalisch gefallen mir ENDG heute genauso gut wie damals: punkige Härte und D.I.Y.-Attitüde wurden perfekt mit halligen, düsteren, nur sparsam mit Synthie unterstützten Goth/Wave-Sounds kombiniert.
Um so bedauerlicher, dass es heute kaum noch Bands gibt, die sich an so einem Sound versuchen - GENEPOOL beispielsweise mal ausgenommen. Wer die Band damals verpasste, wer sein altes Vinyl schonen, wer ein vergessenes Genre entdecken will, der sollte zugreifen.
(55:25) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Joachim Hiller