Verweise auf das amerikanische und europäische Exploitation-Kino der Siebziger erfreuen sich nicht nur bei Tarantino großer Beliebtheit. Eine beeindruckende Kunstfertigkeit bewies in dieser Hinsicht auch das französische Regie-Duo Hélène Cattet und Bruno Forzani, das mit „Amer“ und „Der Tod weint rote Tränen“ geradezu sinnlich erfahrbare, surreale Verbeugungen vor dem italienischen Giallo-Genre drehte.
Weniger feinfühlig geht es bei den Produktionen des kanadischen Filmemacher-Kollektivs Astron-6 zu, die zuletzt mit „Father’s Day“ dem Grindhouse-Kino huldigten. Maßgeblich an „Father’s Day“ beteiligt war Adam Brooks, der auch in der Astron-6-Produktion „The Editor“ als Darsteller, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Kameramann und Cutter seine Finger im Spiel hatte.
Brooks spielt in „The Editor“ den im Mittelpunkt stehenden Cutter Rey Ciso, der zu den berühmtesten seiner Zunft gehörte, bis er bei einem Unfall mehrere Finger verlor und seitdem nur noch Jobs bei Billigproduktionen bekommt.
Als während der Dreharbeiten zu einem dieser B-Movies einige Darsteller brutal ermordet werden, wird Ciso zum Hauptverdächtigen ... Das Astron-6-Team hat sich hier die italienischen Gialli der Siebziger vorgeknöpft, in denen es vor allem um detaillierte Mordszenen und eine stilvolle Kameraführung, Ausstattung und Musik ging und weniger um eine logische Geschichte.
„The Editor“ bewegt sich dabei auf dem schmalen Grat zwischen stilvoller Hommage und platter Parodie, gehört aber definitiv zu den gelungeneren Filmen in diesem Bereich, da die Macher ein Händchen für komplett absurde Situationen haben, was durch das bewusste Overacting der Darsteller noch gesteigert wird.
Für eine „ab 16“-Freigabe ist „The Editor“ in Sachen Sex und Gewalt noch außerordentlich derb und tatsächlich auch komplett ungeschnitten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Thomas Kerpen