Mach ich doch den Brief vom Joachim auf, und die erste CD, die mir entgegenleuchtet, hat auf dem Cover einen Typen mit freiem Oberkörper und Corpsepaint, der mit einem Kreuz auf dem Bauch bemalt ist und einen Pentagramm-Gürtel um die Hüfte trägt.
Der Geselle ist an einer Eisenstange gekreuzigt und das Bild wirkt ziemlich verschwommen, psychedelisch und düster. Na super, dachte ich, endlich mal sowas richtig Fieses, und damit wanderte die pinke CD direkt in den Player.
Nach der Hälfte hab ich sie wieder ausgemacht, denn meine Erwartung traf das kaum und meine momentane Stimmung verlangte nicht nach derart Sound. Halt Stop - das hier ist nicht Scheiße, das ist schon gut, aber man muss echt hinhören.
Dieser Ariel Pink ist der einzige auf Paw Tracks, der nicht mit dem ANIMAL COLLECTIVE in irgendeiner Art was zu tun hat. Trotzdem waren die Leute des Labels (und das A.C.) so von seiner selbstproduzierten und zu Hause aufgenommenen Demo-CD begeistert, dass sie jene direkt rausbrachten, allerdings ergänzt durch ein paar neuere Bonustracks.
Es gibt doch da diesen Typen aus San Francisco - Devendra Banhart - und in die Richtung muss man sich das Vorstellen, nur bei weitem nicht so niedlich und eingängig, sondern eher urban, drogenschwanger und verstörend.
Die Aufnahme ist Minimalismus pur - Gitarre und Keyboard -, alle Beats sind selbst eingesungen, also nix Schagzeug oder dergleichen. Ein Soundbrei quasi, dumpf und - wie soll ich sagen? - an so eine Supermarktbeschallung erinnernd.
Dazu dringt irgendwie aus dem Hintergrund der Gesang des jungen Mannes, und man steht echt im Regen und fragt sich, was er einem wohl damit sagen will. Ich glaube aber, ich komme da noch drauf, und solange werde ich diese CD hören.
Eventuell habe ich aber auch nur noch nicht die richtige Droge gefunden, mittels derer man darauf abgehen kann. (62:46) (?)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Sebastian Wahle
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