Foto

VANILLA MUFFINS

The Devil’s Fine Day

Das Problem von 99,9% der Oi!-Bands aus dem deutschen Sprachraum ist und bleibt, dass nicht verstanden wurde, was das Erfolgsgeheimnis von COCK SPARRER ist: Die sind im Grunde eine Pop-Band und haben entsprechende Songs. Eine Glatze oder mindestens raspelkurze Haare zu haben qualifiziert noch nicht dazu, sich Skinhead zu nennen und Musik zu machen, wie man angesichts von unzähligen jämmerlich schlechten Rumpelrock-Band feststellen kann. Eine der wenigen Ausnahmen waren die Erfinder des „Sugar Oi!“, die aus Basel stammenden VANILLA MUFFINS, die in ihrer Heimat Schweiz nie verstanden und quasi nicht rezipiert wurden und stattdessen seit der Gründung 1990 und bis zum Ende 2003 viel in Deutschland spielten, aber auch im Rest von Europa gefeiert wurden, mit Releases auf damals wichtigen Labels wie Helen Of Oi! und Knock Out (und leider auch Walzwerk). Auf der „The Devil’s Fine Day“-LP, die gerade auf dem US-Label Puke N Vomit erschienen ist, finden sich nun zwölf Songs von den beiden Alben „The Devil Is Swiss“ (1997) und „Ultra Fine Day“ (1998), die klar belegen, warum VANILLA MUFFINS damals so abgefeiert wurden: Hier ist ein Nonstop-Hitfeuerwerk angesagt, pfeilschneller Punk-Rock’n’Roll mit Powerpop-Melodien, für eine Band dieses Kalibers sogar solide aufgenommen und produziert. Eine überfällige Veröffentlichung, weitere Rereleases sind für 2021 geplant, doch eine Neuauflage der Band darf man wohl nicht erwarten. Unschön: Kein Textblatt, keine Linernotes, keine Fotos, keine Flyer – in so einer jämmerlichen Aufmachung sollte man anno 2020 kein Vinyl veröffentlichen.