Comic-Verfilmungen, speziell im Superhelden-Bereich, gibt es nicht erst seit gestern, allerdings nicht in dieser inflationären Form wie in den letzten Jahren. Eine Batman-Fernsehserie entstand schon in den 1960er Jahren und Superman war 1978 auf der Kinoleinwand zu sehen. Tim Burton prägte dann mit „Batman“ 1989 maßgeblich den düsteren Look vieler darauf folgender Comic-Verfilmungen, was auch bei Alex Proyas’ „The Crow – Die Krähe“ fünf Jahre später gut spürbar ist. Zwar läuft die Hauptfigur des Films nicht in einem Krähenkostüm herum, aber ist dafür ein deutliches Abbild von Gothic-Kultur, was sich auch im Soundtrack niederschlägt, mit Songs von THE CURE oder NINE INCH NAILS, die JOY DIVISION covern. Zum Kultstatus des inhaltlich nicht wirklich tiefschürfenden Films trug noch bei, dass Hauptdarsteller Brandon Lee kurz vor Ende der Dreharbeiten eine tödliche Schussverletzung erlitt und mit nur 28 Jahren verstarb – sein berühmter Vater, die Kampfkunst-Ikone Bruce Lee, wurde auch nur 32 Jahre alt. Im Gegensatz zur brutalen, aber etwas dilettantisch gezeichneten Comic-Vorlage von James O’Barr ist der Film recht harmlos, trotz FSK ab 18, und schildert, wie der ermordete Rockmusiker Eric Draven mit Hilfe einer geheimnisvollen Krähe (Poe?) wiederaufersteht, um sich an seinen Mördern und denen seiner Freundin zu rächen. Beim australischen Regisseur Proyas, der zuvor Musikvideos und Werbespots drehte, steht auf jeden Fall „Style over substance“ im Vordergrund, wie auch bei seinem dystopischen nächsten Spielfilm „Dark City“ vier Jahre später. „The Crow“ wurde schon fleißig in unterschiedlichen Formaten ausgewertet, jetzt folgte auch eine 4K UHD-Version im limitierten Steelbook mit neuem und altem Bonusmaterial, die zusätzlich aber nur die alte Blu-ray enthält – inzwischen erschien auch eine tatsächlich remasterte Blu-ray-Neuauflage.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und Thomas Kerpen