Mit einer nahezu perfekten Platte wie „Union“ als Steilvorlage muss man schon verrückt oder weltfremd sein, wenn man eine weitere Scheibe auf demselben Niveau erwartet, egal, wie hoch das Fanboyfieber auch sein mag.
Mittelmäßige Bands hätten mit dieser Bürde auf dem Rücken einfach versucht, den Vorgänger irgendwie zu kopieren, schließlich klappt das bei anderen ja auch, aber THE BOXER REBELLION sind weder mittelmäßig noch berechenbar, und – was viel wichtiger ist – sie verkrampfen angesichts der selbst angelegten Messlatte zu keiner Zeit.
„The Cold Still“ hat nicht den Instant-Hitcharakter, dafür schleicht sich die Platte leise durch eine Seitentür ins Zimmer, um es sich dort für lange, lange Zeit gemütlich zu machen. Streicher, Klavier, Orgel, schöne Chöre, fragil, relaxt und doch wie aus dem Ärmel geschüttelt, zum großen Glück auch dort flott zu Fuß, wo es einfach sein muss.
Merkwürdig, wie gut die Musik zum Schnee passt, der draußen liegt, oder zu einem langen, entspannten Sonntagnachmittagsfick. Die Angst nach dem Vorgänger war wirklich groß, deshalb bin ich erleichtert und entzückt zugleich, dass diese Band sich nicht aus meinem Blickfeld verabschiedet.
Menschen mit leichten Depressionen werden ihre helle Freude haben an einer größtenteils traurigen Platte, die in der Tat wunderschöner Pop ist und aus unerfindlichen Gründen in der zweiten Hälfte mit ihren schnelleren Stücken aufwartet.
Live klangen die neuen Songs um einiges krachiger und etwas weniger eingängig als hier. Anders als „Union“, aber unverkennbar dieselbe Band und wirklich großartig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Kalle Stille
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Kalle Stille