Der gemeine Thriller beziehungsweise Kriminalfilm hat realistisch gesehen schon lange sein Pulver verschossen. Variationen des immer gleichen Schemas sorgen aber nach wie vor für spannende Unterhaltung und bisweilen sogar für Überraschungen.
Das Netteste, was man über einen Film dieser Gattung sagen kann, ist, dass er in in der Tradition von Hitchcock steht, der in diesem Bereich neue Maßstäbe gesetzt hatte. Während man die meisten Hitchcock-Werke immer wieder anschauen kann, taugen viele aktuelle Streifen dieser Art nur als Einweg-Thriller, die dem Zuschauer eine möglichst überraschende Auflösung ihrer Geschichten präsentieren wollen, aber damit meist die Möglichkeit zunichte machen, sie ein weiteres Mal wirklich genießen zu können.
So ein Fall ist in gewisser Weise auch „The Body – Die Leiche“ („El cuerpo“) von Oriol Paulo, der zuvor das Drehbuch für den nur bedingt überzeugenden „Julias Eyes“ schrieb. Im Mittelpunkt steht dabei ein gewisser Álex Ulloa, dessen Frau Mayka Villaverde, eine wohlhabende Geschäftsfrau, kürzlich verstorben war.
Ihr Leichnam sollte eigentlich brav im Leichenschauhaus liegen, wurde allerdings von einem Unbekannten entwendet, was den grimmigen Inspektor Jaime Peña auf den Plan ruft, der nun den Witwer im Visier hat.
Denn der verhält sich zunehmend verdächtiger, wodurch der bisher normal erscheinende Tod der Geschäftsfrau dann doch noch zu einem Mordfall wird. Mehr darf man eigentlich nicht verraten, denn Paulo gelingt es sehr geschickt, den Zuschauer mit mysteriösen Wendungen ständig in die Irre zu führen.
Gleichzeitig ist „El cuerpo“ sehr schön fotografiert und bemüht sich um einen möglichst düsteren, stylishen Look, was zu seiner insgesamt intensiven Atmosphäre beiträgt. Definitiv überdurchschnittliche Thrillerkost mit spezieller spanischer Note.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Thomas Kerpen