Es hat sich einiges getan bei PLACE OF SKULLS seit der Veröffentlichung des zweiten Albums "With Vision" 2003: Ein Labelwechsel von Southern Lord zu Exile On Mainstream, Wino Weinrich hat PLACE OF SKULLS nach einem kurzen Gastspiel wieder verlassen und konzentriert sich fortan auf HIDDEN HAND, und Anfang 2005 hatte PLACE OF SKULLS-Boss Victor Griffin die Band sogar kurzeitig für tot erklärt.
Schön, dass er es sich anders überlegt hat, denn mit "The Black Is Never Far" hat der Ex-PENTAGRAM-Gitarrist mit seinen Mitstreitern Dennis Cornelius und Tim Tomaselli - Ur-Bassist Lee Abney hat auch kurz im Studio vorbei geschaut - eine großartige Platte eingespielt, die die beiden ebenfalls hervorragenden Vorgänger noch übertrifft.
Nichts gegen Wino Weinrich, aber im Nachhinein war "With Vision" trotz seiner unbestrittenen Qualitäten doch eher eine Sammlung von eigenständigen Weinrich- und Griffin-Songs als ein homogenes Album.
"The Black Is Never Far" dagegen ist Griffin pur, Hardcore- oder Noise-Elemente gibt es nicht, dafür hat Griffin PLACE OF SKULLS noch ein wenig mehr für andere Einflüsse geöffnet. Mal bewegt er sich schon fast in psychedelischen Sphären, mal wird's beinahe progrockig, dann aber auch lassen sich Spuren ganz konventionellen Hardrocks und Heavy Metals in den neuen Songs finden.
Das hat Griffin auf den anderen Alben zwar auch schon gemacht, auf "The Black Is Never Far" zieht er es aber noch konsequenter durch, sich aus dem engen Doom-Korsett zu befreien. Das soll nicht heißen, dass er den Doom hinter sich gelassen hat, im Gegenteil, jeder Song wartet mit den typischen schweren und "bösen" Riffs auf und die alten PENTAGRAM-Trademarks sind immer noch überdeutlich - bei "Relentless" zitiert er sogar ganz frech BLACK SABBATH - aber die eigentlich ja gar nicht so artfremden Elemente treten mittlerweile in den Vordergrund.
"Changed heart" und der Titeltrack sind beispielsweise schon fast lupenreine Rockballaden und mit meinem Lieblingssong der Platte "Lookin' for a reason" hat Griffin wahrscheinlich den ersten Doom-Blues-Song überhaupt geschrieben.
Auf typischen Blues-Strukturen aufgebaut, mit dezenten Bläsern, einem wunderschönen Gitarrensolo, das zeigt, was für ein großartiger Gitarrist der Mann ist, dazwischen aber immer wieder fiese Doom-Riffs und über allem thront Griffins Gänsehaut erzeugende Stimme.
Brillant! Ich will aber nicht verschweigen, was mir beim Hören von "The Black Is Never Far" ständig unangenehm im Kopf rumschwirrte: Victor Griffin ist bekennender Christ, auf der Bandwebsite finden sich Links zu diversen theologischen Abhandlungen und zugegeben etwas abstrusen Verschwörungstheorien, aber im Gegensatz zu diversen Jüngern, die sich unbehelligt in der Hardcore-Szene tummeln, scheint er das Ganze wenigstens mal hinterfragt und nicht bloß aus der Tradition einer Kleinstadt-Idylle übernommen zu haben.
Aber der Mann macht ja auch seit Jahrzehnten Musik und ist nicht von Hals bis Schenkel tätowiert. Es bleibt also eine gewisse Skepsis, über die ich in diesem Fall aber bereit bin, hinweg zu sehen.
Doppelmoral, ich weiß. Aber ich komme eh schon in die Hölle, insofern ... (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und André Bohnensack
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