THE ARTIST

Es mag eine gewisse Ironie darin stecken, dass bei der diesjährigen Verleihung der Academy Awards ein Film infünf Kategorien gewann, der an die guten alten Stummfilm-Zeiten erinnerte, als in Hollywood alles noch in bester Ordnung war.

Wer mal Kenneth Angersumstrittenes Buch „Hollywood Babylon“ in den Fingern hatte, muss selbst daran gewisse Zweifel hegen, auch wenn vieles darin wohl der Gerüchteküche entsprang.Nichtsdestotrotz ist „The Artist“ keine reine Nostalgieveranstaltung.

Zwar hält sich der Film bei der Wahl seiner filmischen und erzählerischen Mittel eng an dieVorbilder der Stummfilmzeit im Sinne einer Hommage, entpuppt sich inhaltlich aber eher als Abgesang auf diese Zeit (wie auch Billy Wilders „Boulevard derDämmerung“), als der Stummfilm Ende der Zwanziger von den „Talkies“ abgelöst wurde.

Damit geriet auch so mancher Star dieser Ära unter die Räder, denn wasnützte einem der tollste Womanizer mit Fistelstimme. Ein Stummfilmstar ist auch der von Jean Dujardin gespielte George Valentin, der recht deutlich DouglasFairbanks nachempfunden ist, und der sich nicht mit der Tatsache abfinden will, dass das Kinopublikum nach Tonfilmen verlangt.

Deshalb steht dererfolgsgewöhnte Darsteller plötzlich vor dem Ruin, während die junge Actrice Peppy, die Valentin ihre erste Rolle zu verdanken hatte, zum neuen Star wird. „TheArtist“ ist also vor allem eine Tragikkomödie mit deutlichen dramatischen Momenten, die aber dennoch mit einem versöhnlichen Schluss aufwartet.

Dujardin, mitdem Regisseur Hazanavicius bereits die beiden deutlich weniger subtilen „OSS 117“-Filme gedreht hatte, erweist sich dank seiner extremen Mimik als perfekteBesetzung für „The Artist“ und lässt einen leicht vergessen, dass es hier ähnlich wie in Mel Brooks’ „Silent Movie“ von 1976 weder Dialoge noch Geräusche gibt.