Ich stand diesem frisch erschienenen Werk DESPERTSTE CRYs etwas skeptisch gegenüber, da ich Zweifel daran hatte das Ding am Stück durchzuhören, beziehungsweise es öfter als einmal hören zu können. Denn die Vorchdorfer machen keine einfache Musik, nix leicht Verdauliches zum Mitshaken und so.
Klar live vernichten sie alles, und bei den zwei bis vier Songs auf ihren 7"s (die Split mit BBS PARANOICOS sei euch nahegelegt!) funktioniert das auch bestens, aber ob das jetzt über eine Distanz von dreißig Minuten am Stück auf Platte durchzuhalten ist, ist die andere Frage.
Und yeah, es ist durchzuhalten, und wie! DESPERATE CRY haben hier ein verdammt starkes Album hingelegt, das im Vergleich zu beispielsweise ihrer "Purpurrote Träume"-7" enorme Entwicklung und ungeahnte Stärken aufweist.
Die fünf Herren rumpeln mal bedrohlich langsam und schleichend dahin, um im nächsten Moment gehörig auf das Gaspedal zu steigen und sägende Gitarren auszupacken. Sänger Simon legt seine Stimme ruhig zwischen feste Gitarrenwände, schleppende Bassläufe und hämmernde Drumbeats, um plötzlich und unerwartet loszuschreien als würde er brennen.
Und schreien kann er, sehr laut, sehr beängstigend eigentlich, und das obwohl der in "zivil" ja ein ganz ein Netter ist... Textlich - übrigens alles in Deutsch gehalten - beschreiben DESPERATE CRY mit einer sehr persönlichen Note soziale Missstände, richten sich gegen Spießbürgertum wie menschenverachtende Herrschaftssysteme und rufen zum Kampf auf für gerechtere Aufteilung von Ressourcen.
Der Albumtitel gehört - wenn er so gemeint ist, wie ich ihn verstehe - übrigens zu den genialsten, die die Musikwelt in den letzten Jahren zustande gebracht hat: "The Ants Are My Friends" is blowin' in the wind...
(30:16) (9/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #23 II 1996 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und H.C. Roth