THANK YOU! SKINHEAD GIRL

Sharon Woodward

Die Vorturteile über Skinheads sind allgegenwärtig und unausrottbar („Alles dumme gewalttätige Nazis!“), eine differenzierte Betrachtung findet umso weniger statt, je reichweitenstärker das Medium ist.

Weibliche Skinheads sind dann ein noch unverständlicheres Phänomen: warum sollte sich ein hübsches Mädchen die Haare millimeterkurz abrasieren und in Stiefeln herumlaufen? Sharon Woodward war Ende Siebziger, Anfang der Achtziger in Oxford, England genau so ein Mädchen: vor der Mutter und Missbrauch ins Heim geflüchtet, fand sie in der damals aufblühenden Skinhead-Bewegung eine Ersatzfamilie, wenn auch nur für ein paar Jahre in ihrer turbulenten Teenager-Zeit.

Doch diese Erfahrung hat sie geprägt, und so kam sie vor einigen Jahren, längst „bürgerlich“ geworden und als Medienpädogin und Cutterin arbeitend, auf die Idee, eine filmische Autobiographie mit vielschichtigem Ansatz zu drehen.

Woodward erzählt ihre eigene Geschichte, davon, wie wichtig und hilfreich es ist, einer sozialen Gruppe anzugehören, aber die Doku hat auch einen feministischen Ansatz, es geht darum, sich als starkes Mädchen gegen Missbrauch zu wehren, seinen eigenen Weg zu gehen.

Sie dokumentiert die trostlose Welt Ende der Siebziger, aus der die (zweite) Skinheadbewegung sich speiste, aber ihr Film geht auch auf die Wurzeln der Skins ein, auf die 2-Tone-Musik, auf jamaikanischen Reggae, der Ende der Sechziger seinen Weg ins englische Mutterland fand, und sie spricht dafür beispielsweise mit einer Frau, die damals Skin-Girl war, aber auch mit einem Friseur, der zu Oi!-Hochzeiten Schädel rasierte.

„Thank You!“ ist ein lehrreicher, persönlicher Film mit viel Musik, unter anderem von THE OPPRESSED, und viel Bonusmaterial.