Franchise wie „The Texas Chainsaw Massacre“ hat schon lange jeglichen Reiz eingebüsst, ist aber immer noch gut genug, um Horrorfans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach dem miserablen „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ von 2006 konnte es eigentlich nicht schlimmer kommen, aber bei „Texas Chainsaw 3D“ fielen die Kritiken fast noch vernichtender aus.
Zumal der Film von John Lussenhop versucht, durch den 3D-Gimmick an Originalität zu gewinnen, was aber auch keiner mehr sehen will und einem glücklicherweise auf DVD erspart bleibt. Der seriöse Kritiker wendet sich mit Grausen ab, übersieht aber, dass „Texas Chainsaw 3D, der als direkte, 20 Jahre später spielende Fortsetzung von Tobe Hoopers Original konzipiert ist, möglicherweise neben dem zweiten Teil von 1986 und dem 2003er-Remake einer der kohärentesten Vertreter der Reihe ist.
Drehbuchautor Adam Marcus, der 1993 mit „Jason Goes To Hell: The Final Friday“ schon Originalität bewiesen hatte, gelingt mit „Texas Chainsaw 3D“ eine herrlich absurde und selbstironische, wenn auch nicht immer logische Form von Familienzusammenführung.
Ausgelöst dadurch, dass eine junge Frau namens Heather von ihrer Großmutter ein Landhaus in Texas erbt, wo ihre tatsächlichen Eltern herstammen. Und schon bald heißt es wieder: „The saw is family.“ Denn noch viel stärker als in anderen Frühwerken der Splatter- und Slasher-Ära der Siebziger ging es bei „TCM“ immer um recht konservative Werte wie den Zusammenhalt der Familie.
In diesem Fall mehrere Generationen von Schlachtern, die die fortschreitende Maschinisierung überflüssig gemacht hatte und deren Antwort auf diese Dehumanisierung Kannibalismus war. Die deutsche DVD enthält die überraschend ruppige ungeschnittene R-Rated-Fassung, völlig unzensiert gibt es den Film weltweit aber gerade nur als digitalen Download bei iTunes.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und Thomas Kerpen