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TEETH

Der mythologische Begriff „Vagina dentata“, also „bezahnte Vagina“, ist vielleicht dem einen oder anderen bekannt. Der stammt zwar nicht von Sigmund „Penisneid“ Freud, wurde aber von diesem im Zuge seiner „Kastrationsangst“-Theorien bei Jungs gerne aufgegriffen.

Weiter darauf eingehen muss man wohl nicht, der Terminus dürfte anschaulich genug sein. Bereits 2003 verarbeitete Wolfgang Büld mit PENETRATION ANGST das Thema in recht trashiger Form (wobei man in diesem Zusammenhang auch Ralf Königs Comic „Das Kondom des Grauens“ von 1987 erwähnen muss oder das billige japanische Machwerk SEXUAL PARASITE: KILLER PUSSY von 2004) und präsentierte dem Zuschauer eine während des Beischlafs Männer verspeisende Vagina.

Mitchell Lichtensteins (übrigens der Sohn von Popart-Künstler Roy Lichtenstein) TEETH bemüht sich dagegen um ein deutlich höheres Niveau, sozusagen ein Horrorfilm für Mädchen über die Probleme mit der erwachenden eigenen Sexualität.

Als Trash werden viele den Film aufgrund seines teilweise etwas geschmacklosen Humors und einiger dezenter Splatter-Einlagen dennoch empfinden, von einem typischen Troma-Film ist das Ganze aber glücklicherweise weit entfernt.

Im Mittelpunkt steht dabei die jungfräuliche Highschool-Schülerin Dawn O’Keefe, die sich in christlichen Gruppen für altertümliche Keuschheitsgelübde engagiert, also was Sex vor der Ehe angeht, wodurch sie beim Großteil ihrer Mitschüler zum mit Hohn und Spott überzogenen Freak wird.

Ebenso wie bei ihrem Bruder, der das genaue Gegenteil von ihr ist, nämlich das, was die meisten Amis in der Regel unter einem „Punk“ verstehen. Der hatte allerdings bereits in frühster Kindheit ein traumatisches Erlebnis mit seiner Stiefschwester, was ihn fast die Fingerkuppe gekostet hätte – wo er da hingegriffen hat, dürfte wohl klar sein.

Und so muss Dawn irgendwann feststellen, als sie dann doch ihr Keuschheitsgelübde bricht, dass ihr Geschlechtsorgan offenbar ein unangenehmes Eigenleben führt. Das muss ein sleaziger Frauenarzt ebenfalls schmerzhaft am eigenen Leib erfahren („Well, don’t worry.

I’m not going to bit ya!“), wodurch in der chirurgischen Notaufnahme plötzlich Hochbetrieb herrscht. TEETH will dabei sehr vieles sein, eine Satire auf die bigotte Sexualmoral der Amerikaner, ein cleverer, unkonventioneller und provokanter Horrorfilm und eine durchaus ernsthafte Auseinandersetzung mit den individuellen Problemen des Erwachsenwerdens, was natürlich unter dem Strich nur ein großes Kuddelmuddel ergeben kann.

Gerade die familiären Hintergründe von Dawn (böser Stiefbruder, im Sterben liegende Mutter) wirken eher störend und lenken vom eigentlichen Thema ab, das manchmal vielleicht etwas zu oberflächlich abgehandelt wird.

Dass TEETH dennoch durchgängig sehenswert bleibt, liegt sicherlich an der nie ganz verschwindenden feinen Ironie von Lichtenstein, der immer wieder schön die dampfenden Kühltürme eines Kernkraftwerks in Szene setzt, um zu unterstreichen, wo die eigentliche Ursache für die „Vagina dentata“ zu suchen ist.

Und auch die makabere Schlussszene entschädigt für den manchmal allzu albernen dramatischen Krampf der Story. Man hätte sicherlich mehr aus TEETH machen können, aber auch in dieser Form muss man Lichtenstein zugute halten, dass ihm ein subtiler und eigenwilliger Genrefilm gelungen ist, der trotz deutlicher Schwächen durchweg erfrischend anders und durchaus „thought provoking“ ausfiel.

Und der Film-Nerd wird natürlich besonders goutieren, wie Lichtenstein hier Szenen aus den alten Horror-Streifen THE BLACK SCORPION und THE GORGON (DIE BRENNENDEN AUGEN VON SCHLOSS BARTIMORE) integrierte.