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SPRICH MIT MIR

T.C. Boyle

Nach dem Brand des Affenhauses im Krefelder Zoo wird gerade darüber gestritten, wie zeitgemäß die Haltung von Menschenaffen noch ist. Traditionalist:innen treffen dabei auf Antispeziesist:innen und die Debatte ist hitzig. In gewisser Weise beteiligt sich auch T.C. Boyle mit seinem guten Gespür für die großen gesellschaftlichen Diskussionen daran – schriftstellerisch geschickt über Bande und mit einem historischen Rückgriff, auch zu sich selbst: Als Student schrieb er die Kurzgeschichte „Descent of Man“ über eine junge Forscherin, ihren Freund und einen Schimpansen. Diese Story hat Boyle nun zum Roman aufgebohrt: Die Studentin Aimee ist fasziniert vom Forschungsprojekt ihres Dozenten Professor Schermerhorn, der es geschafft hat, dem jungen Schimpansen Sam die Gebärdensprache beizubringen. Sie wird Teil seines Teams, seine Geliebte und zur engsten Bezugsperson von Sam, den Boyle als eigenen Protagonisten mit – darüber kann sicher fachlich diskutiert werden – eigenen (hier verschriftlichen) Gedanken auftreten lässt. Das Drama beginnt, als der diabolische Projektleiter – der wissenschaftliche Diskurs der Kommunikationswissenschaft (u.a. Chomsky: Keine physische Sprachfähigkeit, keine Kommunikation) der späten Siebziger spielt hier herein – das Ende des Projektes beschließt und Sam von Aimee entführt wird, ja dieser letztlich sogar getauft wird. Absurd? Überhaupt nicht, gerade vor dem Hintergrund des antispeziesistischen Diskurses der letzten Jahre über den Umgang des Menschen mit nicht-menschlichen Lebewesen ist dieser Unterhaltungsroman (über wissenschaftliche Korrektheit einzelner Aspekte müssen andere urteilen) ein spannender Beitrag. Übrigens: Ein zentraler Satz hier lautet „Sam I am“.