Auf den 1963 in Melbourne geborenen Gitarristen Hugo Race muss ich so um 1990 herum bei seinem zweiten Album „Earls World“ gestoßen sein, das neben anderen tollen Veröffentlichungen australischer Künstler damals auf Normal aus Bonn erschien.
Später veröffentlichte dann Glitterhouse das weitere Schaffen von Race, der 1983 zu den Gründungsmitgliedern von NICK CAVE AND THE BAD SEEDS gehörte, aber nur auf deren ersten Album „From Her To Eternity“ zu hören ist.
Die Nähe zu Landsmann Cave war aber bei allen Soloplatten von Race zu spüren, dessen Songwriting von einem düsteren hypnotischen Blues-Feeling geprägt war. Auch wenn es bei Race immer wieder Modernisierungsversuche gab hinsichtlich der Einbindung elektronischerer Stilmittel, blieb sein rhythmisch schleppernder, depressiver Trademark-Sound über die Jahre kaum verändert erhalten.
Ungewöhnlicher war da die Zusammenarbeit mit Chris Eckman und Chris Brokaw bei DIRTMUSIC, die bei diesem Projekt erfolgreich mit Weltmusik-Einflüssen experimentierten. Der frühere COME- und CODEINE-Gitarrist Brokaw ist auch auf Races neuem, in Italien aufgenommenem Album „Taken By The Dream“ bei drei Stücken dabei, eines hat er auch mitgeschrieben.
Ansonsten scheint die Zeit bei Race stehengeblieben zu sein, und so unterscheiden sich „Earls World“ und „Taken By The Dream“ höchstens in Nuancen. Der frühere, deutlich krudere Blues-Rock ist einem entspannteren und melodischen Gesamtsound gewichen, bei dem Race mit vielschichtiger, dennoch minimalistisch wirkender Instrumentierung eine ungemein dichte Atmosphäre erzeugt, die die gewohnt magische Anziehungskraft besitzt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Thomas Kerpen