TAKE SHELTER – EIN STURM ZIEHT AUF

Bei Darsteller Michael Shannon hat man häufiger das Gefühl, dass man ihn gerne für Charaktere besetzt, die bereits mit einem Bein in der Klapsmühle stehen, siehe auch William Friedkins „Bug“ oder seine Verkörperung von Kim Fowley in „The Runaways“.

Im zweiten Film von „Shotgun Stories“-Regisseur Jeff Nichols spielt er den Arbeiter Curtis LaForche, der mit Frau und Tochter in einer Kleinstadt in Ohio lebt, und plötzlich von apokalyptischen Alpträumen geplagt wird, die immer schlimmer werden und schließlich auch sein alltägliches Leben in Mitleidenschaft ziehen.

Denn LaForche wird von der fixen Idee beherrscht, einen Schutzraum in seinem Vorgarten zu bauen, um seine Familie vor einem Sturm bisher nicht gekannten Ausmaßes zu schützen („You think I’m crazy? Well, listen up, there’s a storm coming like nothing you’ve ever seen, and not a one of you is prepared for it.“).

„Take Shelter“ erweist sich dabei als geschickt konstruierter psychologischer Thriller mit leichtem Cronenberg-Touch, bei dem der Zuschauer – mit dessen Ängsten der Film geschickt spielt – mitansehen muss, wie diese beängstigenden Visionen langsam aber sicher das bisherige Leben des Hauptdarstellers zerstören.

Während LaForche immer wieder eine Bestätigung dafür sucht, dass er eben nicht wahnsinnig ist und sein Tun eine Berechtigung hat, bleibt dem Zuschauer eigentlich nur, genau das anzunehmen, nämlich dass dieser den Verstand verloren hat.

Aufgrund der absorbierenden, beängstigenden Performance von Michael Shannon verzeiht man dem sehenswerten Film am Ende auch, dass er sich im Stil einer alten „Twilight Zone“-Episode aus der Affäre zieht, was man zwar nicht gerade als Happy End bezeichnen kann, aber dem Zuschauer zumindest den Glauben an die Zurechnungsfähigkeit der Hauptfigur zurückgibt.