SWEETWATER

Sweetwater ist der Name eines fiktives Ortes in Sergio Leones Western-Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod“, was einem eventuell eine Ahnung davon vermittelt, was Logan Miller mit seiner zweiten Regiearbeit im Sinn gehabt haben könnte.

Sein Debüt gab er zusammen mit seinem Zwillingsbruder Noah – der auch an „Sweetwater“ als Drehbuchautor und Darsteller beteiligt war – mit dem Drama „Touching Home“, in dem Hollywood-Veteran Ed Harris einen Familienvater mit Alkoholproblemen spielt.

Harris ist auch in „Sweetwater“ in einer tragenden Rolle dabei und zwar als schwer durchgeknallter Hippie-Sheriff, der Ende des 19. Jahrhunderts in New Mexico in Ausübung seiner Pflichten auf den religiösen Fanatiker und selbsterklärten Propheten Josiah (Jason Isaac, Harry Potter-Fans sicher bestens bekannt) trifft, der auf seinem geheiligten Land keine Eindringlinge duldet.

Diese Erfahrung muss auch ein harmloses Farmer-Ehepaar machen (Eduardo Noriega und January Jones), die der psychotische Prediger auf skrupellose Weise zu vertreiben versucht. In Folge wird aus „Sweetwater“, der alternativ auch „Sweet Vengeance“ heißt, ein brutaler Rache-Western mit Pulp-Feeling, denn unbedingt subtil ist es nicht, wie die wundervolle January Jones (bekannt aus der „Mad Men“-Serie) sich zu einem gnadenlosen Racheengel wandelt, was man selbstverständlich als feministische Note ansehen könnte.

Diese Rache ist auch alles andere als süß und besitzt einen ziemlich bitteren Nachgeschmack. Es ist auch weniger die tiefschürfende Handlung, die Millers Film so faszinierend macht, sondern sein Gefühl für mitreißende, teils surreale Bilder, die sich ästhetisch an Leone, Paul Thomas Andersons „There Will Be Blood“ oder Michael Ciminos „Heaven’s Gate“ anlehnen.

Pure breitwandige Western-Poesie also, getränkt in sehr viel Blut, Wahnsinn und Tränen.