Der renommierte Fotograf, markante Türsteher des Berghain-Clubs und Berliner Szenekenner Sven Marquart lässt mit Anfang fünfzig seine bisherige Biografie Revue passieren. Es ist zu begrüßen, dass das Berghain, und die Geschichten, die es bisher geschrieben hat, bestenfalls als Randnotizen erscheinen.
Schließlich gibt Marquardts Biografie so einiges mehr her als Einblicke in einen der mystischsten Clubs der Welt. Als junger, homosexueller, in der DDR lebender Punk findet er Freunde in der Kunstszene und entdeckt für sich die Fotografie als Ausdrucksmittel.
Jahrzehnte lang ist er auf der Suche nach Liebe, Anerkennung und Selbstverwirklichung. Auf diese Reise nimmt er den Leser mit und gewährt Einblicke in seine damalige Lebenswelt – in seine Affären mit älteren Männern, in die inspirierende Zeit mit seinem Freund und Weggefährten Robert Paris, in seine quälenden Selbstfindungsversuche und in seine Arrangements mit den unterschiedlichen Lebensumständen.
Besonders interessant sind die Veränderungen Berlins kurz vor und nach dem Mauerfall – nicht zuletzt auch die damit verbundene Entwicklung der Techno/Clubszene. Der Text ist mit Fotos aufgelockert, die zwar sehr klein ausfallen, aber ihren Zweck erfüllen.
Das Manko des Buches ist, dass Marquardt zwar viel zu erzählen hat, aber nicht außerordentlich fesselnd oder gar literarisch wertvoll schreibt. Immerhin spricht für ihn, dass seine trockene Erzählweise ohne Übertreibungen, reißerischen Formulierungen oder Prahlereien auskommt.
Ein nüchterner Blick auf die schillernde, wenn auch oft nicht einfache Vergangenheit eines zeitgenössischen Berliner Urgesteins.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Christoph Parkinson