Es tut sich etwas bei den alten weißen Männern. Mit dem vor wenigen Monaten erschienenen „Driver“ von ADULT MOM und dem hier vorliegenden „Sucker Supreme“ von Rosie Tucker gibt der Punkrock-Riese Epitaph nicht-binären Künstler:innen eine Plattform. Tuckers drittes Album startet direkt mit dem flotten Indiepop-Song „Barbara Ann“, Zeilen über vegane Steaks („There ain’t nothing you can’t shape from corn and soybeans“) und „Bababa“-Chören. Musikalische Inspiration sucht Tucker abseits von Gitarren-Songschreiber:innen und findet diese in alter Musik – etwa von der brasilianischen Siebziger-Girl-Group QUARTETO EM CY – oder auch Popmusik. Neben den Rock- und Folk-Stücken gibt es gelegentliche elektronische Spielereien. Bei „Arrow“, einem Coversong des Anti-Folk-Künstlers Jeffrey Lewis, verfällt Tucker in Rap-ähnlichen Sprechgesang. Textlich ist „Sucker Supreme“ durchzogen von Referenzen an Amphibien und Reptilien. Besonders Frösche haben es Tucker angetan: „Es gibt dieses Element des Amphibischen, das auf eine queere Weise sehr interessant ist. Die Fähigkeit, sich zwischen den Welten hin und her zu bewegen, an verschiedenen Orten zu existieren – die Einzigartigkeit dieser Erfahrung bezieht sich für mich definitiv auf Gefühle von Gender Queerness und Bisexualität.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Dominik Singer