2013 trat die 1981 in Dublin gegründete Band mit ihrem „When ...?“-Album unter dem Namen STEVE IGNORANT WITH PARANOID VISIONS an, was den Hintergrund hatte, dass der einstige CRASS-Sänger neben Deko Dachau und Aoife Destruction Teilzeit-Co-Sänger der Formation war.
PARANOID VISIONS entstammen der irischen Anarchopunk-Szene und hatten im Laufe der Achtziger zunehmend Erfolg. 1992 lösten sie sich auf und kamen in den nächsten Jahren nur sporadisch wieder zusammen.
2005/2006 kam die Reunion und seitdem sind mehrere Alben erschienen, die sich durch einen eigenwilligen Sound auszeichnen: druckvolle, eingängige Rockmusik mit klassischem Mann-Frau-Gesang und einem ordentlichen Achtziger-Goth-Einschlag.
Nachdem 2015 das neue Album „Cryptic Crosswords“ wieder ohne Ignorant-Beteiligung erschienen war, ging ich davon aus, das Coop-Kapitel sei schon wieder erledigt, aber „Now And Then ...!“ ist der Beweis des Gegenteils.
Hierfür haben Steve und PARANOID VISIONS diverse neue Songs aufgenommen wie auch alte „aufbereitet“. Im Falle der Iren ist das „unreleased or underplayed material“, im Falle von Ignorant sind es Neueinspielungen von Nummern aus der Nach-CRASS-Ära, etwa „Art and craft“ von SCHWARTZENEGGAR und „No more running“ und „Where is love“ von STRATFORD MERCENARIES.
Und was PARANOID VISIONS hier zu Gehör bringen, ist musikalisch wie textlich begeisternd und aufwühlend, „Fan the flames“ ist mein Hit, druckvoller Anarchopunk meets Goth, der aber leider auf Platte für mich besser funktioniert als live, wie ich beim Rebellion-Festival feststellen musste.
Textlich bedeutungsschwanger sind alle Texte, aber speziell die Neuauflage von „Strange girl“ von 1984 (über Schwangerschaftsabbruch in Irland) macht deutlich, dass die Macht des dreckigen Katholengesocks über das Leben von Frauen auf der Grünen Insel immer noch nicht gebrochen ist.
Klasse Band, starke Platte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Joachim Hiller