Das könnte den Rekord für die längste Wartezeit auf eine zweite Platte wenigstens einstellen. Nur ein knappes Fünfteljahrhundert nach dem Erstling von SS ULTRABRUTAL erscheint das Zweitwerk. Nun, jünger sind die Burschen nicht geworden, präsentieren sich aber trotzdem stolz als Gesichtsälteste auf dem - äh - geschmackvollen Cover, das zwar nicht besonders schön, aber dafür bunt ist.
Über Geschmack lässt sich beim Coverartwork nicht viel streiten, denn so sehen extreme Gehversuche an einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm bei Bedienungsanleitungsverweigerern nun einmal aus.
Hauptsache bunt, viele Filter reingeknallt und noch etwas mehr Farbe. Zum Glück geht es aber um Musik, und die ist zumindest in der ersten Hälfte unverkennbar SSUB, unverkennbar alte Hamburger Schule und knallt so rotzig rein, als wären die zwanzig Jährchen seit "Monstren, Mumien, Mutationen" nur ein paar Wochen.
Unverkennbarer Gesang, der das an Gift und Galle auskotzt, was viel zu vielen Bands heute abgeht. 1a-Pogopunk mit Hitcharakter, jeder Menge Songs auf der guten Seite und garantiert ein Klassiker, wenn er um 84/85 erschienen wäre.
Soweit so gut. In der zweiten Hälfte machen sich dann allerdings ein paar Alterserscheinungen bemerkbar. Songs, die aus gewöhnlichen Rockriffs mit Solieinsatz bestehen und ein wenig zuviel der Ernsthaftigkeit beinhalten, um den Pogo-Mob nicht zum Stillstand zu bringen.
Ich möchte wetten, dass ein Song wie "Schwerelos" live gespielt einen Run an die Theke verursachen wird. Diese Ballade ist aber zum Glück die einzige Ausnahme und der Großteil der Songs ist wirklich von der allerbesten Sorte aus dem Filet geschnitten.
Nur über das Coverartwork kann man sich noch endlos streiten. (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #59 April/Mai 2005 und Kalle Stille