Joolz Denby, 1955 als Julianne Mumford in Colchester, Essex geboren, ist sozusagen die graue Eminenz in der Biografie von NEW MODEL ARMY, schuf von Anfang das Artwork der Band und war als Dichterin und Künstlerin fest verwurzelt in der damaligen Punk-Szene Englands, und ist darüber hinaus auch noch die Lebensgefährtin von Justin Sullivan.
Ihr künstlerisches Augenmerk lag zwar mehr im literarischen Bereich, Platten nahm sie seit Mitte der 80er allerdings auch auf, Spoken Word Poetry, unterlegt mit minimalistischer musikalischer Begleitung, die in der Regel von Sullivan beziehungsweise NMA stammte.
Ähnlich sieht es auch bei „Spirit Stories" aus, die dominiert wird von Denbys beschwörender charakteristischer und sehr englischer Stimme, zu der Sullivan mal sehr folkige, mal überraschend elektronisch experimentelle Musik eingespielt hat, was wirklich ausgezeichnet miteinander harmoniert.
Ob das NMA-Fans deshalb auch gut finden müssen, sei mal dahingestellt. Spoken-Word-Platten sind ja nicht so mein Ding, „Spirit Stories" ist aber auf jeden Fall eine sehr atmosphärische Angelegenheit, die insgesamt sehr gut funktioniert.
Denbys Vortrag besitzt dabei eine sehr düstere, apokalyptische Qualität, die extrem faszinierend ist - man bedauert nur, dass der CD nicht die Texte beiliegen. Leider wird die Veröffentlichung dieser Platte von dem Umstand überschattet, dass Weihnachten letzten Jahres überraschend Tommy Tee verstarb, Manager und langjähriger Freund von NMA, quasi das Mädchen für alles, ein herber Schlag für die Band, sowohl in geschäftlicher als auch persönlicher Hinsicht, was „Spirit Stories" streckenweise deprimierender und hoffnungsloser klingen lässt, als es wahrscheinlich intendiert war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Thomas Kerpen