2019 legte das bandeigene Label Duophonic Ultra High Frequency Disks zusammen mit Warp Records sieben STEREOLAB-Alben in opulenten (Vinyl-)Versionen neu auf. Den Anfang machten „Transient Random Noise-Bursts With Announcements“ von 1993 und „Mars Audiac Quintet“ von 1994, es folgten „Emperor Tomato Ketchup“ (1996), „Dots And Loops“ (1997) und „Cobra And Phases Group Play Voltage In The Milky Night“ (1999) und schließlich „Sound-Dust“ (2001) sowie „Margerine Eclipse“ (2004) im November.
Damit einhergehend spielte die Band 2019 auch wieder Konzerte, die ersten seit 2009, unter anderem beim Primavera Festival in Barcelona. Auch bei den bis dato letzten Rereleases („Chemical Chords“ von 2008 sowie „Not Music“ von 2010 stehen noch aus) handelt es sich um Triple-Vinyl, gut verpackt in einen Kunststoffumschlag, darin ein Klappcover mit jeweils drei 12“-Scheiben sowie einem postergroßen Beiblatt.
Alle Aufnahmen wurden remastert von den originalen 1/2-Zoll-Bändern, und neben dem „normalen“ Album gibt es Alternativversionen der Songs, Demos und bis dato unveröffentlichte Mixe. Gegründet hatten sich STEREOLAB, deren „Kernteam“ Tim Gane und Lætitia Sadier (mit unverwechselbar samtigem Gesang auf Französisch und Englisch) darstellen, 1990 in London.
Krautrock, Sixties-Pop und Post-Rock verbanden die beiden, die lange ein Paar waren, zusammen mit wechselnden Musikern zu einem Gesamtkunstwerk, das auch politisch-philosophische Texte umfasste.
Zehn Alben wurden von 1992 bis 2010 veröffentlicht, ich beschrieb sie mal als „spacig-fluffigen Lounge-Pop“, der „beinahe schon spacerockige Ausflüge“ unternimmt, „um dann wieder in soundscapehafte Sphären zu entfliehen“.
Und weiter stellte ich fest: „Beeindruckend ist hier einmal mehr die Treffsicherheit, mit der die britische Formation ihre wunderbaren Harmonien zaubert, ohne jedoch in die Beliebigkeit von Easy Listening abzugleiten.“ Mit dieser Beschreibung bin ich auch heute noch zufrieden, wobei nicht alle Alben gleich stark sind.
„Mars Audiac Quintet“ ist für mich das stärkste – faszinierend, wie gut dieses Werk gealtert ist, aber auch „Margerine Eclipse“ vereint für mich idealtypisch alle Qualitäten von STEREOLAB, was die Verantwortlichen bei Warner seinerzeit freilich anders sahen: Hatte sich die Band von dem Majordeal den Durchbruch und finanzielle Entlastung versprochen, machte Warner das Sublabel Elektra kurzerhand dicht und schmiss STEREOLAB raus, wegen schlechter Verkaufszahlen.
So ist das eben mit Kultbands: Wertschätzung und Bedeutung lassen sich nicht immer in Umsatz übersetzen. Spannend und unbedingt lesenswert sind die Linernotes von Tim Gane auf dem Poster-Beiblatt mit vielen Details zur Entstehungsgeschichte der Alben sowie der Neuauflagen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #80 Oktober/November 2008 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #40 September/Oktober/November 2000 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Joachim Hiller