Eines sollte man auf keinen Fall tun: Knut "Euroboy" Schreiner unterschätzen. Wenn "Soft Focus" so klingt, wie sie klingt, dann exakt deshalb, weil er und Anders Möller es so wollten und damit alles so seinen Sinn hat.
Den nun allerdings zu verstehen oder nachvollziehen zu können ist wie bei jeder künstlerischen Arbeit eine Frage des Zugangs, und so muss man im Zweifelsfall auch eingestehen können, dass einem ein Werk nicht gefällt.
Schon das zweite Album "Long Days Flight Till Tomorrow" (im vorliegenden Info ihrer Plattenfirma wird diese Scheibe doch glatt als ihr Debüt bezeichnet, wie peinlich ...) hatte die Vergangenheit als aus dem Surfpunk stammende Band nahezu vergessen gemacht, aber KARE & THE CAVEMEN, wie sie in Norwegen heißen, hatten eben noch nie Lust, was auf die Erwartungen anderer zu geben.
Von daher haben sie zwar für viele, die sie via der TURBONEGRO-Connection kennen lernten, nie wieder die Genialität von "Jet Age" erreicht, und auch "Soft Focus" tut nichts, um diesen Eindruck zu korrigieren, ist wie der Vorläufer "Getting Out Of Nowhere" ein verträumtes, sphärisches Album, das mit seiner Radiokompatibilität kokettiert, bei dem man aber trotzdem nie so recht weiß, ob man während des träumerisch in den blauen Himmel Blickens wirklich bei Verstand ist oder unter Drogen festgeschnallt auf der Liege eines irren Wissenschaftlers liegt und alles nur ein Traum ist.
Realität? Imagination? Die Unterschiede verschwinden hier, Mr. Schreiner ist ein Zauberer und Scharlatan zugleich. (51:26) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #41 Dezember 2000/Januar/Februar 2001 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Joachim Hiller